Ausgangslage: Was kann die digitale Bildung bedeuten?
Unter dem Begriff „Digitalisierung“ verstehen wir sowohl das Umwandeln von analogen Informationen in digitale Formate und deren Verarbeitung oder Speicherung in einem digitaltechnischen System als auch, in einem weiteren Sinne, die durch diese technischen Entwicklungen ausgelösten sozioökonomischen, politischen und kulturellen Transformationsprozesse.
Diese Prozesse verändern alle Bereiche der Gesellschaft und haben tief greifende Auswirkungen auf uns Menschen, unser Zusammenleben, unserer Kommunikation und Interaktion sowie auf die Art und Weise, wie wir die Gesellschaft gestalten. Die digitale Transfomation geht Hand in Hand mit der Entwicklung neuer Kulturtechniken, deren Beherrschung für die Möglichkeit zur gesellschaftliche Teilhabe eine entscheidende Rolle spielt. Um diese Prozesse nachvollziehen und mitgestalten zu können und um die damit verbundenen Kulturtechniken verstehen und anzuwenden zu können, benötigen die Bürger*innen auch dafür geeignete Bildungsangebote. Das Bildungssystem steht also auch hier in der Verantwortung, die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln.
Dabei ist auf allen Stufen des Bildungssystems, und insbesondere auch im Bereich der digitalen Erwachsenenbildung, ein zweifacher Aspekt zu beachten: Digitale Bildung bedeutet Bildung sowohl für als auch durch die Digitalisierung, wodurch viele Angebote oder Lernszenarien entstehen. Zudem gilt es, beim Aufbau digitaler Bildungsstrategien stets das Prinzip „for all and first of all“ zu berücksichtigen.
Digitale Bildung für die Digitalisierung
- Personen lernen die Grundvoraussetzungen der Digitalisierung kennen.
- Personen erwerben technisches Wissen in Bezug auf die Digitalisierung.
- Personen lernen die Potenziale der Digitalisierung für ihre jeweiligen Tätigkeiten kennen und gestalten ihr(e) Umfeld(er) digital aktiv mit.
- Personen werden zur souveränen und autonomen Nutzung oder gegebenenfalls Nicht-Nutzung digitaler Technik befähigt.
Digitale Bildung durch die Digitalisierung
- Digitalisierung optimiert das Lern- oder Arbeitsumfeld.
- Digitalisierung macht Bildung portabel, mobil, flexibel, wiederholbar, d. h., mit der Digitalisierung wird die Wissensvermittlung unabhängig von Zeit und Raum.
- Digitalisierung spart Trainer*innen, Lehrer*innen und Dozent*innen Zeit und auch Papier. Der Aufbau der dafür notwendigen technischen Infrastruktur kann jedoch mit einem erheblichen Investitionsbedarf verbunden sein.
- Digitalisierung sichert die Behaltenssteigerung von Wissen.
Digitale Bildung for all and first of all
Da die Digitalisierung nicht mehr aus unserer Gesellschaft und unserem Bildungssystem wegzudenken ist, ist es eine der wichtigsten Aufgaben von Bildungseinrichtungen, den Kursteilnehmer*innen das notwendige Wissen zu vermitteln. Digitale Bildung sollte daher in den Bildungseinrichtungen als prioritäres Thema behandelt werden.
Die Bildungseinrichtungen sollten dabei ihre Bildungsstrategien am besten mehrgleisig oder mehrdimensional weiterentwickeln und ihr Angebot überdenken bzw. neu konzipieren in Bezug beispielweise auf:
- End-User*innen
- Trainer*innen, Lehrer*innen und Dozent*innen
- analoge Inhalte, die digital transformiert werden müssen
- traditionelle, d. h. klassische analoge Inhalte, die nicht (komplett) digital gehen sollen
- neue Inhalte, die digital erstellt werden müssen
- die für die digitale Bildung notwendige und nachhaltige Infrastruktur
- die Stärkung der Chancengleichkeit in Bezug auf die digitale Teilhabe (solange Digitales oder digitale Kompetenzen noch nicht selbstverständlich für alle sind)