Hl. Johannes der Evangelist

Aus korbiwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Evangelist Johannes auf dem Altar von Salmannskirchen, Meister der Altöttinger Türen (zugeschrieben), um 1516 (Quelle: Diözesanmuseum Freising)

Am 27. Dezember gedenkt die katholische Kirche des hl. Johannes des Evangelisten. Er gilt als Verfasser des Johannes-Evangeliums und als Jünger Jesu. <events Name="Johannes" keyword="Johannes"> Angebote zum Thema „Hl. Johannes“</events>


Biblische Tradition

Die christliche Tradition sieht im dem Verfasser des vierten Evangeliums, der Geheimen Offenbarung und dreier neutestamentlicher Briefe den „Lieblingsjünger“ (Joh 21,24) und Apostel Johannes, der zusammen mit seinem Bruder Jakobus von Jesus berufen worden war, als sie am See Gennesaret ihre Fischernetze herrichteten (Mk 1,19). Die Söhne des Zebedäus, von Jesus – vielleicht wegen ihres Temperaments – „Donnersöhne“ genannt, hatten daraufhin alles stehen und liegen lassen und waren Jesus nachgefolgt. Zusammen mit Petrus und Jakobus gehörte Johannes zu dem engeren Kreis der Jünger um Christus, war Augenzeuge seiner Verklärung am Berg Tabor und begleitete ihn zum Ölberg.

Johannes nahm Maria, mit der er unter dem Kreuz stand, auf Weisung Jesu als seine Mutter zu sich (Joh 19,27). Seine Bedeutung für die frühe christliche Gemeinde spiegelt sich in der Apostelliste wider, in der er unmittelbar nach Simon Petrus genannt wird. Nach seinem Wirken in Jerusalem und Samaria ging Johannes als Verkünder und Leiter der dortigen Kirchengemeinde nach Ephesos. Legendär ist seine Gefangennahme und Verschleppung nach Rom, wo er vor der Porta Latina in einem Kessel siedenden Öls die Marter erlitten, diese jedoch ohne Schaden und sogar verjüngt überstanden haben soll. Unter Kaiser Domitian (reg. 81–96) wurde er auf die griechische Insel Patmos verbannt und schrieb dort die Geheime Offenbarung, bis er nach Ephesos zurückkehren konnte. Er starb um das Jahr 100.

Verehrung und Brauchtum

Die „Legenda aurea“ des Jacobus de Voragine (1228/29–1298) berichtet von einer Giftprobe, der zufolge Johannes einen Gifttrank überlebte, über dem er das Kreuzzeichen gemacht und ein Gebet gesprochen hatte. Als er auch noch zwei weitere Vergiftete wieder zum Leben erweckte, bekehrte sich Aristodemus, der Oberpriester des Artemisheiligtums in Ephesos, zum christlichen Glauben.

Auf der Grundlage dieser Legende entwickelte sich der Brauch der sogenannten „Johannesminne“. Wein, der an seinem Festtag gesegnet worden war, wurde zur Feier der Eucharistie verwendet und vom Priester mit folgenden Worten der Gemeinde gereicht: „Trinke die Liebe des hl. Johannes, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes, Amen.“ Der Brauch, der ursprünglich als Abschieds- und Sterberitual diente, ist seit dem 12. Jahrhundert belegt und wurde bis etwa 1920 praktiziert. Dieser Brauch hat also eine sehr lange Tradition. Der gesegnete Johanneswein soll vor ansteckenden Krankheiten, Seuchen und Gefahren für Leib und Seele schützen. Teilweise wurde auch Wein in die Messe mitgebracht, dort gesegnet und erst zu Hause im Kreise der Familie getrunken, oder die Gläubigen blieben nach dem Gottesdienst noch beisammen, um miteinander von dem Johanneswein zu kosten. Mit der Johannesminne wird auf das Gebot der Liebe verwiesen, die der Apostel gepredigt hat. Der Kelch in der Hand des Evangelisten Johannes verweist zudem auf die am Altar gefeierte Eucharistie.

Rezeption in der Kunst

Die fein geschnitzte Skulptur des Johannes in der Abbildung oben ist Teil eines Hochaltars, den Degenhart Pfäffinger (1471–1519) zusammen mit einem reichen Reliquienschatz der Kirche der Hofmark Salmanskirchen (Kreis Mühldorf am Inn) stiftete. Neben dem Evangelisten gehören Christus Salvator, Johannes der Täufer sowie die beiden heiligen Bischöfe Rupert und Wolfgang zum Bildprogramm. Die Werke befinden sich heute im Diözesanmuseum Freising. Die Skulpturen stammen vom Meister der Altöttinger Türen, einem am Frühwerk Hans Leinbergers (ca. 1470/80–ca. 1531) geschulten Bildhauer.

Johannes, hier jugendlich und bartlos dargestellt, trägt ein langes Unterkleid und einen Mantel mit Schulterkragen. Er segnet den Kelch (dieser sowie Finger der rechten Hand sind ergänzt). Neben Ölfass oder Adler gehört auch ein solcher der Kelch, aus dem oft Schlangen oder kleine Drachen kriechen, zu seinen häufigsten Attributen.

Literatur

  • Bettler, Johannes: Artikel „Johannes, biblische Personen“, in: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), 3. Auflage, Bd. 5, Herder, Freiburg i. Br. 1996, Sp. 866–868.
  • Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Metzler, Stuttgart 1943 (Nachdr. Stuttgart 1964 sowie Berlin 1992), Sp. 369–375.
  • de Voragine, Jacobus: Legenda aurea, S. 65–73.
  • Diözesanmuseum Freising. Christliche Kunst aus Salzburg, Bayern und Tirol. 12. bis 18. Jahrhundert, bearb. von Marianne Baumann-Engels u. a., Freising 1984 S. 118–120 (Sigmund Benker).
  • Fuchs, Guido: Artikel „Johannesminne“, in: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), 3. Auflage, Bd. 5, Herder, Freiburg i. Br. 1996, Sp. 981f.
  • Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI), hg. von Engelbert Kirschbaum und Wolfgang Braunfels, Bd. 7, Herder, Freiburg i. Br. 1994, Sp. 108–130.
  • Neumeister, Michaela Christina: Studien zu den Altöttinger Türen und ihrem Meister. Verzeichnis der zugeschriebenen Werke, Phil. Diss., Universität Hamburg, Hamburg 1996, S. 192–194, Kat.-Nr. 73.
  • Schauber, Vera; Schindler, Hanns M: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, Pattloch, Augsburg 1998, S. 667–669.

Links

Mehr Informationen zum Heiligen Johannes im Ökumenischen Heiligenlexikon

Wissenswertes zum Heiligen Apostel Johannes auf Wikipedia

Weitere Informationen zum Hl. Johannes auf www.kathpedia.com

Informatives zum Evangelisten Johannes auf www.heiligenlegenden.de

Impulse und Texte zum Fest des Hl. Johannes auf www.erzabtei-beuron.de

Aktuelle Angebote in Ihrer Nähe