Katakombenpakt

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Basilika der Domitilla-Katakomben

Als Katakombenpakt<events Name="Katakombenpakt" keyword="Katakombenpakt"> Angebote zum Thema „Katakombenpakt“</events> werden zwei Vereinbarungen bezeichnet, die von Gruppen katholischer Bischöfe in der über den Domitilla-Katakomben in Rom errichteten Basilika geschlossen wurden. Der erste Katakombenpakt wurde am 16. November 1965 – also kurz vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils – geschlossen, der zweite am 20. Oktober 2019 anlässlich der Amazonas-Synode.

Der Katakombenpakt von 1965

Am 16. November 1965, kurz vor dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils, versammelten sich 40 Bischöfe in der Basilika der Domitilla-Katakomben und unterzeichneten dort den „Katakombenpakt für eine arme und dienende Kirche“, in dem sie sich verpflichteten, einen bescheidenen Lebensstil zu pflegen, auf Ehrentitel und Ehrenbezeichnungen zu verzichten sowie persönlichen Besitz, wie Mobiliar und Bankkonten, aufzugeben, um sich so den Armen zuzuwenden und sich mit ihnen zu solidarisieren. Einer der Hauptinitiatoren des Pakts war der südamerikanischen Bischof und Befreiungstheologe Hélder Câmara. Den 40 Erstunterzeichnern folgten in späterer Zeit rund 500 weitere Bischöfe. Der Katakombenpakt von 1965 war für die Entwicklung der Theologie der Befreiung von großer Bedeutung.

Der Pakt gliedert sich in 13 Verpflichtungen, die die Bischöfe damals eingegangen sind. Die Verpflichtungen 1 bis 4 nehmen Bezug auf den materiellen Wohlstand: Die Bischöfe verpflichteten sich hier zu einem einfachen und bescheidenen Leben im privaten wie auch im öffentlichen Bereich und zum Verzicht auf teure Materialien für ihre Amtskleidung und Insignien. In den Punkten 5 bis 7 verzichteten die Unterzeichner auch auf besondere Amtsbezeichnungen und Ehrentitel und lehnten eine Privilegierung und Bevorzugung reicher Menschen ab. Zur Solidarität mit den Armen bekannten sich die Bischöfe in den Artikeln 8 bis 12. Darüber hinaus bekräftigten sie, auf allen Ebenen gegen Armut vorzugehen und jederzeit für die Armen und Benachteiligten da zu sein, um ihnen hilfreich zur Seite zu stehen. Der 13. Artikel schließlich verpflichtet sie, den geschlossenen Pakt bekannt zu machen.

Der Katakombenpakt von 2019

Am 20. Oktober 2019 wurde am selben Ort während der Amazonas-Synode der „Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus“ geschlossen. Er wurde in Erinnerung an den ersten Pakt von 1965 im Rahmen eines Gottesdienstes in der Basilika von rund 50 Bischöfen und zahlreichen Laien unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderem der brasilianische Kardinal und Präsident des kirchlichen Panamazonien-Netzwerks REPAM (Red Eclesial PanAmazonica), Kardinal Claudio Hummes, der die Amazonas-Synode als Generalrelator moderierte, und Erwin Kräutler.

In den Nummern 1 bis 3 des in 15 Teile gegliederten Pakts wird die Schöpfungsverantwortung des Menschen und der schonende Umgang mit den Ressourcen der Erde behandelt. Eine erneute Bekräftigung der Option für die Armen, des Schutzes der Vielfalt der südamerikanischen Ureinwohner und ihrer Kulturen, Sprachen und spirituellen Traditionen sowie eine konsequente Ablehnung jeder kolonialistischen Tendenz wird von den Unterzeichnern in den Nummern 4 bis 7 bekundet. Die verbleibenden Aussagen des Texts beziehen sich hauptsächlich auf die pastorale Situation in den südamerikanischen Diözesen. Hierbei werden besonders die Ökumene, ein synodaler Lebensstil, die verschiedenen kirchlichen Dienste, die Diakonie sowie neue Wege und Konzepte pastoralen Handelns angesprochen.

Literatur

  • Arntz, Norbert: „Für eine dienende und arme Kirche“. Der Katakombenpakt als subversives Vermächtnis des II. Vaticanums, in: Bitter, Gottfried; Mette, Norbert (Hg.): Religion und Bildung in Kirche und Gesellschaft. Für Norbert Mette, Würzburg 2011, S. 297–308.
  • Bettazzi, Luigi: Die Kirche der Armen. Vom Konzil bis zu Papst Franziskus, Würzburg 2015.
  • Fornet-Ponse, Thomas: Für eine arme Kirche! Der Katakombenpakt von 1965 als Beispiel der Entweltlichung, in: Stimmen der Zeit, Jg. 137 (2012), S. 651–661.
  • Klinger, Elmar: Der Katakombenpakt – ein Schlüssel zur Umsetzung des Zweiten Vatikanum, in: Schavan, Annette; Zollner, Hans (Hg.): Aggiornamento – damals und heute. Perspektiven für die Zukunft, Freiburg i. Br. u. a. 2017, S. 39–55.
  • Schick, Ludwig: Konkretion des Ideals für Deutschland – Der „Katakombenpakt“ und die „Solidarwerke“, in: Alt, Jörg (Hg.): Arme Kirche – Kirche für die Armen: ein Widerspruch?, Würzburg 2014, S. 39-47.
  • Silber, Stefan: Kirche, die aus sich herausgeht. Auf dem Weg der pastoralen Umkehr, Würzburg 2018.
  • Taranzano, Adrián: Der „Katakombenpakt“: Ausdruck der Grammatik des Zweiten Vatikanischen Konzils und Anstoß für seine Fortschreibung, in: Ansorge, Dirk (Hg.): Das Zweite Vatikanische Konzil. Impuls und Perspektiven, Münster 2013, S. 434–457.
  • Zulehner, Paul M.: Auslaufmodell: Wohin steuert Franziskus die Kirche?, Ostfildern 2015.

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