Kategorie:Amoris Laetitia

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„Das Wohl der Familie ist entscheidend für die Zukunft der Welt und der Kirche“ (AL 31) – dieses eindeutige Bekenntnis zu einem gesunden familiären Zusammenleben findet sich in dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“, das Papst Franziskus 2016 verfasste. Die Kirche solle dabei, so Franziskus, vor allem die Menschen als wertvolle Individuen wahrnehmen und dabei helfen, Wege der Heilung einzuschlagen.

Das Schreiben wird von einer Grundhaltung der Wertschätzung, Ermutigung und Inspiration für alle in Ehe und Familie durchzogen. Zudem steht die Liebe und Barmherzigkeit füreinander im Mittelpunkt dieses pastoralen Dokuments. <events Name="Amoris laetitia" keyword="Amoris laetitia"> Angebote zum Thema „Amoris laetitia“</events>

Hintergrund

Das Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ wurde am 19. März 2016 von Papst Franziskus unterzeichnet und am 9. April 2016 erstmals der römischen Kurie vorgestellt. Das Schreiben fasst die Ergebnisse der 2. Außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode von 2014 und der 14. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode von 2015 zusammen.

Inhalt

Kapitel 1: Im Licht des Wortes

Zu Beginn seines Schreibens verweist Papst Franziskus auf die Heilige Schrift. Die Bibel enthält mannigfaltige Berichte über Familien, über Ehen und die Liebe und schildert auch deren Krisen, Sorgen und Nöte. In ihren Bildern und Erzählungen wird die Heilige Schrift auf diese Weise den realen Nöten und Sorgen in Ehe und Familie gerecht und greift sie auf. Ausgehend von den biblischen Texten, können Mann und Frau als Abbild Gottes und als Grundlage der Schöpfung bestimmt werden. Aus ihrer Verbindung geht die Nachkommenschaft als Vervollkommnung ihrer Liebe hervor, als Familie findet sie ihre Entsprechung in der göttlichen Trinität.

Kapitel 2: Die Wirklichkeit und die Herausforderungen der Familie

In diesem Kapitel wendet sich der Papst den aktuellen Problemen und der aktuellen Situation der Familien zu. Die Kirche ist dazu aufgerufen, auf die aktuellen Nöte und Probleme der Familien einzugehen. Auch den Veränderungen der modernen Zeit muss dabei Rechnung getragen werden. Daher können die Ansätze vergangener Zeiten nicht unverändert auf aktuelle Situationen angewandt werden, zumal sich die Familien heute in einer Welt mit einem zunehmend kritischen moralischen Verständnis, was die traditionellen Werte anbelangt, behaupten müssen.

Bei der Betrachtung der familiären Situationen ist es von großer Bedeutung, die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit im Blick zu behalten. Aktuelle gesellschaftliche Tendenzen, wie etwa Narzissmus, falsch verstandenes Autonomiestreben, Egoismus sowie die Wegwerf- und Konsumgesellschaft, wirken sich auf die Beziehungen innerhalb der Familien und deren Umwelt aus. Eine ebenso große Herausforderung stellt die sogenannte Gender-Ideologie dar, da sie den Grund der Familie, nämlich das natürliche Aufeinander-Verwiesen-Sein der Ehepartner und den Unterschied zwischen Mann und Frau, leugnet. Mann und Frau als Vater und Mutter sind hingegen unersetzbar für die Familie. So darf bei aller Anerkenntnis der heutigen Vielfalt der eheähnlichen Beziehungen keine dieser Beziehungen der Ehe gleichgestellt werden. Die Ehe als unauflösliche und ausschließliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau erfüllt eine gesellschaftliche Funktion, die nicht zu ersetzen ist.

Ein besonderes Augenmerk verdienen die Familien, die unter Migration und deren Folgen, also unter Armut und anderen Formen des Zerfalls, zu leiden haben. Als ein sinnvoller Ansatz zur Lösung dieser Problematik soll, so das Schreiben „Amoris laetitia“, der Verbleib in den Herkunftsländern gefördert und unterstützt werden.

Anlass zu großer Sorge geben zudem schlechte und zerrüttete Familiensituationen, in denen Gewalt, Streit und Süchte die Familien zerstören. Solche Situationen gefährden die Entwicklung der Kinder enorm und lassen sie nicht selten in Verwahrlosung, Gewalt sowie in Orientierungs- und Zügellosigkeit zurück.

Kapitel 3: Auf Jesus schauen – die Berufung der Familie

Im dritten Kapitel gibt Papst Franziskus eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Punkte der kirchlichen Lehre über die Ehe und Familie.

Die Ehe ist etwas grundsätzlich Gutes, sie ist sakramental sowie unauflöslich. Diese Unauflöslichkeit ist als Geschenk an die Eheleute zu begreifen. Die Eheleute sollen nach einer Verwurzelung in Christus streben und auf diese Weise eine Hauskirche bilden. Mit Verweis auf die Enzyklika „Humanae vitae“ von Papst Paul VI. erinnert Franziskus an die Offenheit für Nachkommenschaft, die in der Ehe vorhanden sein muss. An diese Ausführungen schließt sich eine strikte Ablehnung der Abtreibung als einer Umkehrung des eigentlichen Sinnes der Ehe an.

Kapitel 4: Die Liebe in der Ehe

Das vierte Kapitel wird anhand der Darlegung einiger Aspekte des Hymnus des hl. Paulus (1 Kor 13,4–7) mit einer Beschreibung der Wichtigkeit der ehelichen Liebe eröffnet.

Die eheliche Liebe soll alle Pflichten des Ehelebens durchdringen und ist allumfassend. So schließt sie alle Formen der Liebe, auch die Sexualität, mit ein. Sie soll dazu befähigen, den jeweils anderen wahrzunehmen, ihm mit einem würdigenden Blick der Liebe zu begegnen und schließlich zu einer gegenseitigen Unterstützung und Reifung in Achtung voreinander verhelfen. Unerlässlich hierfür sind der aufmerksame Dialog, das Zuhören und die Akzeptanz und Integration der Leidenschaften und Gefühle als menschliche Regungen, die einem jeden Menschen eigen sind.

Die Sexualität stellt grundsätzlich eine Gabe Gottes dar. Kompromisslose Ablehnung erfahren jedoch alle Formen der Sexualität, die nicht auf gegenseitigem Einverständnis beruhen oder durch ein Zwangs- und Machtverhältnis gekennzeichnet sind. Ebenso ist die sexuelle Betätigung, die allein auf Triebbefriedigung abzielt, abzulehnen, da sie den menschlichen Körper zur Ware degradiert.

Letztlich ist die eheliche Liebe fähig, durch Alter und Krankheit hindurch und bis zum Tod zu tragen, weit hinaus über den Aspekt des Sexuellen, und ermöglicht es dabei bei aller Veränderung, nie die Schönheit und Würde des anderen zu vergessen.

Kapitel 5: Die Liebe, die fruchtbar wird

Die eheliche Liebe ist nicht allein der Ort der Zeugung der Kinder, sondern auch der Ort des Empfangens und Erziehens und somit der Ort der Weitergabe der Liebe. Kinder als ungewollt und lästig anzusehen, ist daher strikt abzulehnen; vielmehr schulden die Eltern einem jeden Kind die bedingungslose Annahme um seiner selbst willen. Trotz aller Offenheit für Nachkommenschaft sind die Eheleute jedoch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Zeugung von Kindern aufgerufen.

Kapitel 6: Einige pastorale Perspektiven

Die Verkündigung, die vor allem in den Familien stattfinden muss, darf niemals losgelöst von den wirklichen Problemen der Menschen sein. Um dies zu gewährleisten, muss die Priesterausbildung interdisziplinär und allumfassend sein, damit die Seminaristen den Herausforderungen der Moderne gewachsen sind. Von ebenso großer Bedeutung ist eine erneuerte Ehevorbereitung, die offen für die Gemeinschaft ist und die Verlobten realistisch begleitet, indem sie idealisierte Bilder vermeidet und wirkliche Probleme anspricht. Im Zentrum einer jeden Ehevorbereitung steht das Ziel, den Verlobten den vollen und wahren Gehalt des Ehesakraments nahezubringen.

Nach der Begleitung der Verlobten zur Ehe hin ist es auch ratsam, die Neuvermählten in den ersten Ehejahren weiterhin zu begleiten, um ihnen den umfassenden Charakter der ehelichen Liebe zu erschließen. Ein besonderes Augenmerk bei der Begleitung der Neuvermählten kommt der Familienplanung im Sinne von „Humane vitae“ und dem Apostolischen Schreiben „Familiaris consortio“ zu. Zur grundsätzlichen Offenheit für Nachkommenschaft kommt noch eine notwendige Offenheit der Familie gegenüber der Gemeinde hinzu, die sich vor allem im Besuch der sonntäglichen Messfeier und der Teilnahme am Gemeindeleben ausdrückt.

Die Krisen des Ehelebens sollen nach Möglichkeit als Chancen begriffen werden. Eine gesunde Selbstkritik und Reifung in der Liebe ist in Krisen oft notwendig und verhilft dazu, dass die Liebe nach der Krise erneut stärker wachsen kann. Bei manchen Krisen, die besonders schwerwiegend sind, ist es jedoch gerechtfertigt, nachdem alle vernünftigen Versuche, die Krise zu lösen, vergeblich waren, eine Trennung als Lösung in Betracht zu ziehen. Solche gescheiterten Beziehungen und in ihnen vor allem diejenigen, denen Unrecht geschah und die schuldlos verlassen wurden, verdienen eine besondere Beachtung in der Seelsorge. Vor allem die nicht wiederverheirateten Eheleute, die in Trennung leben, sind auf ihrem Weg durch die Sakramente zu bestärken. Die wiederverheirateten und in Trennung lebenden Eheleute müssen als Teil der kirchlichen Gemeinschaft angenommen und dürfen auf keine Weise diskriminiert werden.

Ebenfalls die besondere Aufmerksamkeit der Seelsorge brauchen Familien in besonderen Situationen. Hierzu zählen konfessions- oder religionsverschiedene Ehen, Familien, in deren Mitte homosexuelle Menschen leben, alleinerziehende Mütter oder Väter sowie Familien, in denen sich Trauerfälle ereignet haben.

Kapitel 7: Die Erziehung der Kinder stärken

Die Erziehung der Kinder ist eine unausweichliche Aufgabe der Eltern. Daher widmet ihr der Papst das siebte Kapitel seines Schreibens. Die Aufgabe der Erziehung soll von den Eltern „bewusst, begeistert, vernünftig und sachgerecht“ erfüllt werden. Neben der Aufsicht, die die Kinder benötigen, brauchen sie auch Freiraum, um in einer verantworteten Freiheit wachsen zu können.

Die Familie ist die erste Schule der Kinder hinsichtlich der Werte und der erste Ort ihrer Sozialisierung. Den Kindern muss daher ein Gefühl vom Zuneigung und Vertrauen entgegengebracht werden, niemals jedoch Gleichgültigkeit. Eine übermäßige Autorität ist in der Erziehung abzulehnen, vielmehr soll in kleinen und verständlichen Schritten gehandelt werden, die das Kind selbst nachvollziehen kann. Die Kinder müssen auf den Umgang und die Beziehungen zu anderen Menschen hin angeleitet und sensibilisiert werden. So sollen sie lernen, sich in andere Menschen einzufühlen, um zu verstehen, was Verletzungen und schlechte Taten bei anderen auslösen können.

In der Erziehung der Kinder gilt ein grundsätzliches Ja zur Sexualerziehung. Diese Erziehung muss jedoch dem Alter angemessen sein und den jeweiligen psychischen Entwicklungsstufen Rechnung tragen, in denen sich die Kinder befinden.

Einen wichtigen Aspekt der Kindererziehung stellt die Glaubensweitergabe dar. Es ist die Aufgabe der Eltern, die Kinder von Anfang an behutsam zum Glauben zu führen. Die Eltern selbst sollten den Kindern Vorbilder eines gelebten Glaubens sein.

Kapitel 8: Die Zerbrechlichkeit begleiten, unterscheiden und eingliedern

Als Ideal der Familie stellt die Kirche zwar das Bild einer vollkommenen Ehe und Familie vor, dennoch dürfen jene nicht vergessen werden, die unter gescheiterter Liebe und gescheiterten Beziehungen leiden. Ihnen wendet sich der Heilige Vater im achten Kapitel zu.

Grundsätzlich soll bei allen Beziehungen, auch bei bloßen Zivilehen und Beziehungen völlig ohne Bindung, bei aller Aufrechterhaltung der Unterschiede seelsorgliche Begleitung erfolgen und Wachstum gefördert werden.

Allen sogenannten „irregulären Situationen“ muss die Möglichkeit einer Wiedereingliederung und Teilhabe an der Kirche ermöglicht werden. Unter Berücksichtigung des Umstands, dass objektiv zur Schau gestellte Sünden partikulär von der Gemeinschaft trennen können, findet sich im breiten Bereich des kirchlichen Handelns und Lebens für jeden Menschen ein Platz. Bei den wiederverheirateten Geschiedenen gilt es überdies zu beachten, dass der Einzelfall der jeweiligen Situation berücksichtigt werden muss. Ausgehend von der Lage der Einzelschicksale müssen neue Entscheidungen getroffen und neue Möglichkeiten erschlossen und erwogen werden. Hierbei ist die Frage nach der jeweiligen Schuld im Kontext aller möglichen mildernden Umstände zu betrachten. Dennoch hält der Papst in Bezug auf diese Situationen fest, „dass dies nicht das Ideal ist, welches das Evangelium für Ehe und Familie vor Augen stellt“ und dass jeglicher Relativismus abzulehnen sei.

Kapitel 9: Spiritualität in Ehe und Familie

Von großer Wichtigkeit für die Familie ist eine ihr eigene Spiritualität, die ihre Sorgen und Nöte mit aufnimmt. Diese durch das Gebet und den Empfang der Sakramente enstehende Verbindung aus familiärer Gemeinschaft und Spiritualität kann ein Weg zur Heiligung des Alltags sein und formt die Familie zu einer Hauskirche. Durch das Vertrauen und die Treue gegenüber Gott und dem Partner sind die Eheleute „Mitarbeiter der Gnade und Zeugen des Glaubens“. Durch das Wirken des Heiligen Geistes öffnen sich die Familienmitglieder nicht nur einander, sondern die Familie selbst öffnet sich für die Welt.

Literatur

  • „Die Freude der Liebe, die in den Familien gelebt wird, ist auch die Freude der Kirche“. Einladung zu einer erneuerten Ehe- und Familienpastoral im Licht von Amoris laetitia (Die deutschen Bischöfe, Nr. 104 v. 23.1.2017).
  • Ebertz, Michael N.: Der Kampf um Amoris laetitia – im soziologischen Blick, in: Burkard, Dominik (Hg.): Die christliche Ehe – erstrebt, erlebt, erledigt? Fragen und Beiträge zur aktuellen Diskussion im Katholizismus, Würzburg 2016, S. 385–414.
  • Fleming, Daniel J.: Might We Celebrate a Small Step? Beyond Deculpabilization in Amoris Laetitia, in: Irish Theological Quarterly, Vol. 84/1, 2019, S. 39–56.
  • Goertz, Stephan; Witting, Caroline (Hg.): Amoris laetitia – Wendepunkt für die Moraltheologie?, Freiburg 2016.
  • Heimbach-Steins, Marianne: Bewährungsprobe „Ehe und Familie“. Beobachtungen und Reflexionen nach der Bischofssynode und dem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia, in: Kettmann, Theodor; Wübbe, Johannes (Hg.): ZeitGeist?! Heutige Lebenswelten als heilsame Provokation für Theologie und Kirche. Festgabe für Bischof Dr. Franz-Josef Bode zum 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe, Regensburg 2016, S. 97–108.
  • Keenan, James F.: Receiving Amoris Laetitia, in: Theological Studies, Vol. 78/1, 2017, S. 193–212.
  • Kreidler-Kos, Martina; Tripp, Wolfgang (Hg.): Von Felsblöcken und Zärtlichkeit. „Amoris laetitia“ in Verkündigung und Liturgie, Ostfildern 2017.
  • Lehmann, Karl: Zeichen der Hoffnung für Menschen aus zerbrochenen Ehen. Überlegungen zum Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus über die Liebe in der Familie, in: Kettmann, Theodor; Wübbe, Johannes (Hg.): ZeitGeist?! Heutige Lebenswelten als heilsame Provokation für Theologie und Kirche. Festgabe für Bischof Dr. Franz-Josef Bode zum 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe, Regensburg 2016, S. 111–122.
  • Nachsynodales Apostolisches Schreiben Amoris Laetitia des Heiligen Vaters Franziskus an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die Personen geweihten Lebens, an die christlichen Eheleute und an alle christgläubigen Laien über die Liebe in der Familie (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 204 v. 19.3.2016).
  • Salzman, Todd A.; Lawler, Michael G.: Amoris Laetitia: Towards a Methodological and Anthropolocigal Integration of Catholic Social and Sexual Ethics, in: Theological Studies, Vol. 79/3, 2018, S. 634–652.

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