Leitlinien Familienbildung

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Leitlinien der KEB e.V.

Die KEB München und Freising e.V. verankerte 2013 den Bereich Familienbildung in ihren Leitlinien Katholische Erwachsenenbildung in der Erzdiözese München und Freising. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus diesen Leitlinien, der sich mit dem Thema „Familienbildung“ beschäftigt:

1. Ausgangspunkt: das christliche Menschenbild

„Die kirchliche Erwachsenenbildung nimmt ihre Zielsetzung und Motivation aus dem Glauben. Orientiert am Evangelium und dem daraus erwachsenden Menschenbild, an Glaubenserfahrung und christlicher Tradition, geht es ihr um Suche und Einübung von Lebensformen, die den heutigen Gegebenheiten entsprechen.“ (vgl. Kirchlicher Erwachsenenbildungsplan für die Erzdiözese München und Freising, Julius Kardinal Döpfner, 1976) Die Erwachsenenbildung in der Erzdiözese München und Freising entwickelt ihr Bildungsverständnis auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes und wird bestimmt von folgenden Grundüberzeugungen vom Menschen:

In Gott ist jeder Mensch geliebt, egal, woher er kommt und was er ist. Jede und jeder darf sich dieser bedingungslosen Liebe gewiss sein. Das heißt, dass

  • vor Gott alle Menschen gleich und zugleich einmalig sind,
  • der Mensch sein Leben nicht sich selbst verdankt und dieses Leben endlich ist,
  • der Mensch auf der Suche nach Sinn ist und frei zum eigenen Glauben, Denken und Handeln,
  • der Mensch angewiesen ist auf die natürliche und soziale Mitwelt,
  • Männer und Frauen ihre natürliche und soziale Mitwelt in Verantwortung gestalten,
  • das menschliche Denken und Handeln unvollkommen ist und
  • der Mensch eine Einheit von Körper, Geist und Seele ist und in dieser Einheit die Welt erkunden und genießen kann.

Daraus folgen Grundhaltungen, die einer christlich geprägten Erwachsenenbildung wertvoll sind (vgl. Prälat Valentin Döring, Vortrag zu Bildungschancen/Bildungsverantwortung, 2005; Standortbestimmung der Theologischen Kommission der DEAE, 2006; Erwachsenenbildungsplan der Erzdiözese München und Freising, 1976; KEB-Leitbild, 1999):

  • die Anerkennung der Einmaligkeit und Freiheit eines jeden Menschen
  • die Verantwortungsbereitschaft gegenüber der natürlichen und sozialen Mitwelt
  • die Vergebungsbereitschaft gegenüber sich und anderen
  • die Achtung der Würde der Person
  • eine Offenheit für die religiöse Dimension des Lebens

2. Theologische Zugänge zu Ehe und Familie

Ehe und Familie, christlich gelebt, sind „Beziehungskunst aus Zuversicht“. „Beziehungskunst“ bedeutet, dass sich Mann und Frau aufeinander einlassen und miteinander „etwas Neues“ schaffen. Auch wenn sich Lebensentwürfe oft anders als erhofft entwickeln: Mann und Frau kommen aus ihren Herkunftsfamilien, gehen ein „Bündnis“ miteinander ein, gründen eine neue Familie. Die Beziehungskunst in einer Familie ist dabei immer eine zweifache: die Kunst, mit und für den Ehepartner zu leben, und die Kunst, als Eltern mit und für die Kinder zu leben. Zufrieden, glückend und Sinn erfüllend werden Ehe und Familie erlebt, wenn Mann und Frau, wenn Eltern diese „Kunst der Beziehung“ entwickeln und darin vorankommen.

Die Zuversicht einer christlich gelebten Familie und einer christlich gelebten Ehe aber hat ihre tiefste Begründung in Glaube, Hoffnung und Liebe. Sie gründet sich auf das Vertrauen in das Ja Gottes und in seine Heil bringende Gegenwart. Sie gründet sich auf das Vertrauen in Jesus und in seine Auferstehung, auf die Überzeugung, dass er „mitten unter uns“ ist, wenn es gilt, Höhen und Tiefen, Freude und Leid zu bejahen und in das eigene Leben zu integrieren. Sie gründet sich ferner auf die Kraft des Heiligen Geistes, dass die Liebe zu denen, die einem vertraut geworden sind, erhalten bleibt. Glaube, Hoffnung und Liebe brauchen konkrete Erlebnisse und konkrete Erfahrungen mit dem anderen: mit dem Partner, der Partnerin, den Kindern, den Freunden und Nachbarn und nicht zuletzt mit der Kirche.

3. Leitbild und Orientierung

Der innere Zusammenhang von Ehe und Familie

Die Kirche, aus einer 2000-jährigen Geschichte heraus reich an Erfahrung, kennt den Menschen und das, was an Gutem und Brüchigem in ihm steckt, und erinnert immer wieder an die Botschaft Gottes und seine Heilszusage. Angesichts der Veränderungen und der Komplexität unserer Gesellschaft ist ein Leitbild notwendig, bedarf es der Orientierung. Die Kirche bietet diese Orientierung, gegründet auf die biblische Botschaft, für das Zusammenleben von Mann und Frau als einer Gemeinschaft in Liebe und Treue an. Diese Gemeinschaft bildet das Fundament der Familie.

Karl Kardinal Lehmann schreibt dazu: „Dieses Leitbild besteht in der grundlegenden Überzeugung, dass man Ehe und Familie nicht voneinander abkoppeln darf. Dabei verstehen wir beide Grundworte in folgender Weise: Ehe ist die nach dem Kennenlernen und gediegener menschlicher Erprobung verbindlich geschlossene Gemeinschaft von Mann und Frau in Liebe und Treue zueinander. Durch das unverbrüchliche Jawort von Mann und Frau ist diese Gemeinschaft auf Dauer angelegt und gibt ihr mit dem Segen Gottes eine eigene Beständigkeit und Verlässlichkeit.“ Und weiter: „Der Raum der Ehe weitet sich hin zur Familie: Diese ist nicht einfach nur irgendein Ort, wo eben Kinder sind, sondern weil die Familie durch die Ehe gegründet und gefestigt wird, kann sie aus ihr heraus zu einem Ort der Verlässlichkeit und der Geborgenheit werden, in dem Kinder sehnlich erwartet, mit Liebe aufgenommen und verlässlich in das Leben hineinbegleitet werden.“

„… und hätte die Liebe nicht“ (1 Kor 12,31–13,13)

Bei allem Fleiß, aller Kreativität, allem Fachwissen und Geschick, das es für eine effiziente und nachhaltige Ehe- und Familienbildung braucht, ist und bleibt das Allerwichtigste der „liebende Mensch“. Erich Fromm hat schon vor gut 60 Jahren gesagt: „Der moderne Mensch wird zunehmend unabhängig, selbstsicher und kritisch und er wird zugleich isoliert, einsam und verängstigt.“ Nur als „liebender Mensch“ kann er diesem Dilemma entgehen: „Der liebende Mensch ist mit der Welt verbunden; er ängstigt sich nicht, denn er ist in der Welt zu Hause. Er kann sich vergessen, gerade, weil er sich seiner sicher ist.“ Andreas Lob-Hüdepohl bemerkt dazu: „Liebende, die sich an andere verschenken können, ohne Angst um sich selbst haben zu müssen; Familienmitglieder, die sich im Extremfall verausgaben können für das Wohl und Wehe, für das Glücken und Gelingen der ihnen Anvertrauten; die sich nicht selbst genügen müssen, sondern sich in den Netzen familiärer Nähe und Geborgenheit auf andere hin entwerfen können; Lebensgefährten, die die Kraft aufbringen zum Wagnis und zum Risiko, die mit jedem neuen Aufbruch in ungewisse Lebensabschnitte verbunden sind; all diese ,Liebeswilligen‘ und ,Bindungsbereiten‘ in heutigen Familien können nach christlicher Überzeugung aus einer Wirklichkeit schöpfen, die nicht in des Menschen Hand ist.“

Der Apostel Paulus schreibt in seinem Ersten Brief an die Korinther: „Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.“ (1 Kor 12,31–13,3) All diese Begabungen werden vergehen, so fährt Paulus fort, aber „für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Kor 13,13)

Unser Wissen, Können und Reden, unser Glaube und unsere große kirchliche Gemeinschaft werden blühen und lebendig bleiben, wenn wir um die „Liebe ringen“ und ihrem Geheimnis immer wieder auf die Spur kommen.

(Anm.: Diese theologischen Zugänge zu Ehe und Familie wurden maßgeblich von Fritz Ihmig, Fachbereich Ehe, Familie und Alleinerziehende, formuliert.)

Die Familie im Wandel

Der gesellschaftliche Wandel betrifft auch die Familien. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Anforderungen an Familien komplexer geworden und damit wird auch Erziehung schwieriger. Die Gründe dafür sind bekannt: Traditionsabbau und Wertepluralismus schlagen sich nieder in Orientierungslosigkeit und Unsicherheit in der Lebensführung. Der Abbau der Traditionen ermöglicht eine größere Freiheit, ist aber auch verbunden mit angstauslösenden „Identitätsdiffusionen“ (vgl. Tschöpe-Scheffler, 2005), die sogar krank machen können. Hinzu kommen weitere Phänomene, wie etwa Schnelllebigkeit sowie Mobilitäts- und Flexibilitätsansprüche, die dazu führen, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen neue Lebenskompetenzen erlangen müssen, um sich in der Welt von heute zurechtfinden zu können. Diese modernen Ansprüche müssen Eltern in Einklang bringen mit den kindlichen Bedürfnissen nach Verlässlichkeit, Regelmäßigkeit und Überschaubarkeit.

Zu all dem gesellt sich ein immer größerer Druck aus der Berufswelt, mit einer ständigen Sorge um die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Immer mehr Familien leben unterhalb der Armutsgrenze, vor allem Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern. Darüber hinaus potenziert sich diese Problematik in die nächste Generation hinein, weil ein enger Zusammenhang zwischen der materiellen Situation der Eltern und den Bildungschancen der Kinder besteht. Die gesellschaftliche Mitte droht also verloren zu gehen: Während den einen der Aufstieg nach oben, hin zu materiellem Wohlstand und kultureller Beteiligung, gelingt, ist ein anderer Teil der Bevölkerung abstiegsbedroht, und dies besonders dann, wenn Krankheit oder Tod, Scheidung oder Arbeitsplatzverlust als Belastungen nicht mehr aufgefangen werden können. Die Folge ist auch eine zunehmende Spaltung und Entsolidarisierung innerhalb der Elternschaft, die sich in der Wahl des Wohnorts, des Schultyps, der Hobbys und der Kleidung der Kinder zeigt.

Viele Eltern fühlen sich zudem durch die eigenen Lebensprobleme und fehlenden Bewältigungsstrategien so überlastet, dass ihnen die Energie für ihre Erziehungsaufgaben fehlt. Manche übertragen auch viel Verantwortung auf professionelle Kräfte, weil sie glauben, den hohen und komplexen Ansprüchen selbst nicht gerecht werden zu können.

Veränderungen innerhalb der Familie

Veränderungen sind aber auch innerhalb der Familien festzumachen: „Seit den 1980er-Jahren ist eine nachhaltige Emanzipation des Kindes zu beobachten, welche es hinsichtlich seiner Rechte den Eltern gleich-, aber hinsichtlich möglicher Pflichten weitestgehend freistellt.“ (Merkle/Wippermann, 2008) Weitere Veränderungen im Familienkontext, die sich auf das Zusammenleben auswirken, sind: Es werden weniger Kinder geboren; die Paare sind heute älter als früher, wenn sie Eltern werden; die Erwerbsbeteiligung der Mütter steigt; es gibt mehr Scheidungs- und Patchworkfamilien (vgl. Walper, 2008).

Zugleich nimmt die Sorge um einen guten Schulerfolg der Kinder in vielen Familien immer mehr Raum ein; „Familien mobilisieren – im Durchschnitt gesehen, mit Ausnahme extrem bildungsferner Milieus – ein hohes Ausmaß an Ressourcen und Energie zur bildungsbezogenen Förderung ihrer Kinder.“ (Lange, 2008) Der Alltag unserer Kinder ist daher oft mit zusätzlichen Fördermaßnahmen und Nachhilfe gefüllt. Andererseits funktioniert aber auch der Automatismus nicht mehr, nach dem eine gute Ausbildung auch eine gute berufliche Zukunft garantiert.

Die Familie bleibt unersetzbar

Doch nach wie vor ist die Familie der wichtigste Ort für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern. Studien aus der Gehirn- und Bindungsforschung belegen eindeutig, dass eine sichere, liebevolle und anregungsreiche Umgebung, wie sie Eltern geben können, die ihre Mutter- bzw. Vaterrolle bejahen und aktiv gestalten, die beste Voraussetzung für ein gesundes Aufwachsen von Kindern darstellt.

Familien brauchen Unterstützung

Um ihrer Erziehungsverantwortung gerecht werden zu können, brauchen Eltern „Unterstützung, Anerkennung und Wertschätzung durch Politik und Gesellschaft“ (Merkle/Wippermann, 2008). Gut funktionierende Netzwerke und die Begleitung durch Maßnahmen der Elternbildung tragen entscheidend dazu bei (vgl. Tschöpe-Scheffler, 2005).

4. Das Leitbild der KEB und ihr Selbstverständnis im Bereich „Familienbildung“

In ihrem Leitbild (vgl. Unser Leitbild als Arbeitsgemeinschaft Katholische Erwachsenenbildung in der Erzdiözese München und Freising e.V., April 1999) beschreibt die KEB die Zielsetzungen ihrer inhaltlichen Arbeit in Bezug auf sechs Themenbereiche:

  • persönliche Entwicklung
  • partnerschaftliches Miteinander in allen Lebensbereichen
  • Glaube, Kirche und Theologie
  • Schöpfungsspiritualität
  • kulturelles, soziales und politisches Engagement
  • Arbeitswelt

Darüber hinaus enthält das Leitbild auch Beschreibungen des KEB-Selbstverständnisses in Bezug auf Zusammenarbeit, Mitteleinsatz, Qualität der Arbeit, Marketing sowie die Kompetenz der MitarbeiterInnen.

Im gesamten Leitbild wird eine Sicht auf das Leben beschrieben, die wert- und sinnorientiert sowie selbst- und sozialverantwortlich ist in dem Sinne, wie es das christliche Menschenbild und das christliche Bild von Familie nahelegt. Damit wird eine Basis von Familienbildung beschrieben, die an den Lebenssituationen und Kompetenzanforderungen heutiger Familien ansetzt.

Familienbildung in der KEB München und Freising begleitet daher alle Phasen des Familienlebens. Sie zeichnet sich aus durch die Kontinuität ihres Angebots. Das Programm bietet Orientierung und Information in den Bereichen „Beziehung, Partnerschaft und miteinander leben“ sowie „Erziehung“. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Übergangs- und Krisensituationen in diesen beiden Bereichen gelegt. Deshalb werden mit Bildungsangeboten die Ermutigung, Unterstützung und Stärkung der Eigenkräfte gefördert. Die Angebote finden immer ortsnah, auf Landkreisebene, in eigenen Räumen der Mitgliedseinrichtungen der KEB oder in den Pfarrgemeinden statt.

Vorteil und Qualitätsmerkmal der katholischen Familienbildung sind die Kenntnis der örtlichen Struktur, die personale Nähe zu den lokalen Kooperationspartnern und funktionierende Netzwerke. Alle Angebote stehen unter qualifizierter Leitung und finden in überschaubaren Gruppen statt. Damit wird das Kennenlernen von Menschen mit ähnlicher Fragestellung/Lebenssituation erleichtert und gefördert (vgl. KEB-Leitbild und AG Familienbildung 2004. KEB-Gegenwart-Leitlinienprojekt-2013.indb 168 28.10.13).

5. Qualitätskriterien für die Angebote der Familienbildung in katholischer Trägerschaft

  • Gemäß unserem Grundverständnis von Familienbildung sprechen unsere Angebote Körper, Geist und Seele an, in der speziellen Verschränkung von Sinn-, Sach- und Handlungsebene, mit dem Blick auf Selbstverantwortung und soziale Verantwortung.
  • Wir arbeiten mit ReferentInnen, die entsprechende fachliche Qualifikationen vorweisen, das KEB-Verständnis von Familienbildung teilen und kommunizieren können und die allgemeinen didaktischen Anforderungen an ReferentInnen in den jeweiligen Mitgliedseinrichtungen der KEB umsetzen, wie z. B. die Nutzung der Erfahrungen der an den Angeboten Teilnehmenden, die Förderung der Kontakte in der Gruppe und den Blick auf die Transfermöglichkeiten in den Alltag der Teilnehmenden.
  • Die katholische Trägerschaft des Angebots ermöglicht die Unabhängigkeit von einseitigen wirtschaftlichen Interessen und die Positionierung als unabhängige, wertorientierte Plattform für die Begleitung und Unterstützung von Familien. Zur Verstärkung dieser Position werden Kooperationen mit anderen Einrichtungen angestrebt, die ähnliche Ziele verfolgen.
  • Die Angebote der Familienbildung fördern die persönliche Entwicklung und die Erziehungskompetenzen von allen am Erziehungsprozess beteiligten Erwachsenen und geben Impulse zur Bildung von Netzwerken.
  • In den Angeboten mit Kindern wird auf eine ganzheitliche, wertorientierte Förderung geachtet, die dem jeweiligen Entwicklungsstand entspricht.
  • Die Umsetzung unserer Qualitätsansprüche überprüfen und fördern wir entsprechend den Vorgaben der Qualitätsentwicklung.

6. Zielgruppen

Familienbildungsangebote werden dort am dringendsten benötigt, wo sogenannte Lebensübergänge (Ehe, Geburt, Erziehung, Pubertät, Tod von Familienangehörigen) stattfinden und wo außergewöhnliche Familiensituationen (Patchworkfamilie, Behinderung eines Familienangehörigen etc.) vorhanden sind. Die sich daraus und aus den Vorgaben des Erwachsenenbildungsförderungsgesetzes ergebenden Zielgruppen sind daher:

  • Eltern
  • Alleinerziehende
  • Großeltern
  • Ehe- und Lebenspartner
  • Familien als Ganzes oder Teile davon (z. B. Vater-Kind-Angebote)
  • LehrerInnen, ErzieherInnen, BetreuerInnen und BabysitterInnen
  • MultiplikatorInnen und EntscheidungsträgerInnen in der Familienbildung
  • weitere Bildungsträger der Familienbildung

Darüber hinaus ergeben sich aufgrund von besonderen Problemsituationen weitere Zielgruppen, wie z. B.:

  • Menschen in finanziell prekären Verhältnissen
  • Menschen mit Migrationshintergrund
  • Menschen mit besonderen sozialen Belastungen
  • Menschen mit Behinderung
  • etc.

7. Das Qualifikationsprofil der Referentinnen und Referenten

Für die ReferentInnen in der Familienbildung gelten die allgemeinen Anforderungen an ReferentInnen, die von den einzelnen Mitgliedseinrichtungen der KEB festgelegt wurden (vgl. den jeweiligen QES.T- oder LQW-Ordner bzw. Leitfaden für ReferentInnen). Dazu gehören z. B.:

  • Kenntnis des Qualitätsverständnisses und des Verständnisses von Erwachsenenbildung in der Einrichtung (z. B. ganzheitliche Orientierung, Einbeziehung der Erfahrungen der Teilnehmenden, Prozessorientierung, Methodenvielfalt, Beachtung des Begegnungsaspekts, christliches Menschenbild, Evaluationsgedanke, fachliche Kompetenz und Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit)
  • eine wertschätzende Haltung gegenüber den an den Angeboten Teilnehmenden
  • die Akzeptanz der christlichen Werteorientierung
  • die Kenntnis der KEB-Standards zur Familienbildung und die Fähigkeit, diese in den Gruppen kommunizieren zu können
  • eine didaktische Grundhaltung, die darauf ausgerichtet ist, die Kommunikation und Kontakte innerhalb der Gruppe durch geeignete Gesprächs- und Übungsimpulse zu fördern und zur Bildung von Netzwerken anzuregen sowie das Kursangebot so zu planen, dass die Inhalte auch in den Alltag der Teilnehmenden zu integrieren sind und damit eine Veränderung von Lebensgewohnheiten unterstützt wird
  • grundlegende Kenntnisse in Bezug auf die kindlichen Bedürfnisse, die Familie als System und die gesellschaftliche Situation von Familien
  • eine anerkannte Aus- bzw. Weiterbildung im angebotenen Arbeitsfeld
  • die Fähigkeit, falls erforderlich die Bildungsarbeit von der Therapiearbeit abzugrenzen, dies in der Gruppe zu kommunizieren und die Situation der einzelnen Teilnehmenden sensibel aufzunehmen
  • die Bereitschaft zur Selbstreflexion (auch des eigenen Familienbildes) und das Interesse an persönlicher Weiterentwicklung

8. Kooperationspartner

Um das eigene Anliegen zu verstärken und sinnvolle Synergien zu erzielen, gehen wir mit unterschiedlichen Partnern Kooperationen ein. Mögliche Kooperationspartner sind:

  • Beratungsstellen (z. B. Erziehungsberatung, Ehe- und Partnerschaftsberatung)
  • Kindertagesstätten und Schulen
  • Hebammenpraxen
  • Jugendämter
  • Gesundheitsämter
  • Initiativen und Vereine
  • Fachstellen des Ordinariats und der Caritas
  • Partner in der evangelischen Kirche
  • Fachstellen und Institutionen der Familienbildung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene
  • Wissenschaftliche Institutionen (Universitäten, DJI, Staatsinstitut für Frühpädagogik, Staatsinstitut für Familienforschung etc.)
  • weitere Kooperationspartner, je nach den örtlichen Gegebenheiten

9. Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen für die Familienbildung sind für jede Mitgliedseinrichtung auf die jeweiligen Gegebenheiten abzustimmen. So sind z. B. die Koordinationsmaßnahmen der Landratsämter und der Kommunen ebenso zu berücksichtigen wie die Angebote anderer Bildungsträger. Darüber hinaus gelten die entsprechenden Förderrichtlinien und die Rahmenbedingungen aus dem Qualitätshandbuch der jeweiligen Einrichtung.

Literatur

  • A. Lange: Erziehung und Bildung unter den Bedingungen der entgrenzten Ökonomie. Chancen und Risiken. Unveröff. Vortragsmanuskript der Tagung „Entwicklung – Bindung – Halt“, Freising 2008.
  • Tanja Merkle/Carsten Wippermann: Eltern unter Druck. Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in verschiedenen Lebenswelten, Stuttgart 2008.
  • Sigrid Tschöpe-Scheffler: Was Eltern brauchen und was Elternkurse bieten können, Referat auf dem Fachtag des skf „Eltern werden ist (nicht) schwer …“, München 2005.
  • Sabine Walper: Ist „gute Erziehung“ machbar? Vortrag am Pädagogischen Institut der Universität Zürich, 2008.