Pilgern in der Bibel
Das Pilgern<events keyword="Pilgern in der Bibel">Veranstaltungen zum Thema „Pilgern in der Bibel“</events> ist eine Praxis, die auch schon zu biblischen Zeiten ausgeübt wurde. Im Alten und im Neuen Testament der Bibel finden sich zahlreiche Berichte über Pilgernde und die damals übliche Pilgerpraxis. Neben diesen bloßen Schilderungen von Wallfahrten wird der Begriff des Pilgerns dort aber auch theologisch gedeutet, so etwa im Bild der Völkerwallfahrt zum Zion.
Altes Testament
Bereits in der frühen Zeit des Alten Testaments sind Wallfahrten bezeugt, wie etwa die jährliche Wallfahrt in 1 Sam 1,3. Die Wallfahrtspraxis war im alttestamentlichen Judentum eng mit den gebotenen Festen, also dem Paschafest, dem Wochenfest und dem Laubhüttenfest, verknüpft (Ex 23,14; Ex 34,18.22f.; Dtn 16,16). Nach seiner Errichtung etablierte sich in der davidisch-salomonischen Ära vor allem der Salomonische Tempel in Jerusalem als Wallfahrtsziel zu diesen drei Festen. Neben dem Tempel in Jerusalem existierten auch noch weitere Heiligtümer, die Pilgerziele waren, etwa Bet-El oder Dan. Nach der Reichsteilung förderte Jerobeam I., der König des Nordreichs Israels, die Heiligtümer in Bet-El und Dan, um aus politischen Gründen weitere Pilgerreisen zum Tempel in Jerusalem, das im Südreich Juda lag, zu unterbinden (1 Kön 12,26–30). Dies wird in der deuteronomistischen Literatur jedoch als Sünde und Götzendienst bezeichnet. Eine Wallfahrt pro Jahr schien nun den Vorschriften zu genügen, es musste nicht an jedem der drei Feste eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen werden (1 Sam 1,3; Lk 2,41). Ein prägendes Bild in der alttestamentlichen Theologie wurde die eschatologische Völkerwallfahrt zum Zion (Jes 2,2–5).
Nach der Zerstörung des Herodianischen Tempels in Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. änderte sich der Charakter der jüdischen Wallfahrtspraxis. Die Zerstörung des Tempels wandelte das bis dahin freudige gemeinsame Feier- und Wallfahrtsbrauchtum in ein Begängnis der Trauer, das nunmehr die Klagemauer als den verbliebenen Rest des alten Tempels zum Ziel hat. Die vorher gemeinschaftliche Prägung der Wallfahrt nach Jerusalem wandelte sich dadurch mehr zu einer individuellen Pilgerfahrt.
Neues Testament
Im Neuen Testament tritt das Pilgern vor allem als Erfüllung der Wallfahrtsvorschriften des Alten Testaments zutage. Jesus selbst wird als Jerusalempilger beschrieben, der zu den Wallfahrtsfesten zum Tempel geht. Einer dieser Berichte ist die Erzählung vom zwölfjährigen Jesus im Tempel (Lk 2,41f.). Die im Neuen Testament geschilderten Pilgerreisen sollen sowohl historische Berichte als auch symbolische Bilder mit einer theologischen Aussage sein. So ist in den drei synoptischen Evangelien das Wallfahrtsmotiv mit der Nachfolge- und Passionsthematik verbunden. Im Johannesevangelium nehmen die Reisen zu den Pilgerfesten in Jerusalem einen größeren Raum ein und strukturieren dieses Evangelium. In Jerusalem trifft Jesus auf seine Gegner, wodurch sich eine immer mehr verschärfende Konfliktsituation entwickelt, die schließlich in Jesu Tod gipfelt.
Auch das Bild von der Völkerwallfahrt zum Zion (Jes 2,2–5) wird im Neuen Testament aufgegriffen, so etwa in der Erzählung vom Sprachwunder am Pfingsttag (Apg 2,1–13). Die Wallfahrt der Völker zum Zion dient als Sinnbild des erlösenden eschatologischen Heilshandeln Gottes, das auch auf die Heidenvölker ausgedehnt wird und somit letztlich alle einschließt.
Literatur
- Dyma, Oliver: Die Wallfahrt zum Zweiten Tempel. Untersuchungen zur Entwicklung der Wallfahrtsfeste in vorhasmonäischer Zeit, in: Forschungen zum Alten Testament, 2. Reihe, Bd. 40, 2010.
- Fuhs, Hans Ferdinand: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern“ (Ps 122,1). Der Tempel als religiöse Mitte der altbundlichen Gottesgemeinde, in: Schreiner, Josef (Hg.): Freude am Gottesdienst, Stuttgart, 1983, S. 255–266.
- Keel, Othmar: „Kommt wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn“. Was charakterisiert das alttestamentliche Wallfahren?, in: Welt und Umwelt der Bibel, Bd. 33, 2004, S. 16–21.
- Körting, Corinna; Sänger, Dieter: Art. „Wallfahrt/Wallfahrtswesen II: Altes Testament, III: Neues Testamen“, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 35, Berlin 2003, S. 416–421.
- Safrai, Shmuel: Die Wallfahrt im Zeitalter des Zweiten Tempels (Forschungen zum jüdisch-christlichen Dialog, Bd. 3), Neukirchen-Vluyn 1981.
- Sedlmeier, Franz: Art. „Wallfahrt II: Biblisch“, in: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), Bd. 10, Freiburg i. Br. 2001, S. 962.
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