Erd-Charta

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Logo der Erd-Charta

Die Erd-Charta<events Name="Erd-Charta" keyword="Erd-Charta"> Angebote zum Thema „Erd-Charta“</events> ist eine Deklaration, die grundlegende ethische Prinzipien für eine nachhaltige Entwicklung in zahlreichen Bereichen des menschlichen Lebens, im Kontext des Ökosystems der Erde, vorstellt. Sie geht hierbei von einer umfassenden Sicht aus, die Ökologie, Ökonomie, Kultur, Ethik, Spiritualität, Religion und Nachhaltigkeit als miteinander verbunden und verwoben ansieht. Diesem Ansatz gemäß vertritt die Erd-Charta ein Konzept, das unter Berücksichtigung der genannten Bereiche und auf deren Basis grundlegende Richtlinien für eine nachhaltige Entwicklung postuliert, die sich von Wissenschaft, Völkerrecht, Philosophie und Religion herleiten und letztlich Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit zum Ziel haben.

Geschichte

Der Vorschlag, eine Deklaration im Sinne einer Erd-Charta zu erarbeiten, wurde erstmals im sogenannten Brundtland-Bericht (Our Common Future) genannt. Dieser im Jahr 1987 veröffentlichte Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen sprach auch erstmalig von der Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung. Bei der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro im Jahr 1992 sollte die Erd-Charta Anliegen und Leitlinien der Agenda 21, des Handlungsprogramms der Konferenz, aufnehmen und verbindlich festschreiben. Es konnte in Rio jedoch keine Einigung erzielt werden, weshalb nur eine unverbindliche Erklärung (Rio-Erklärung) verabschiedet wurde.

Das Projekt der Erd-Charta führten in der Folgezeit der Rat der Erde in Costa Rica, das Internationale Grüne Kreuz und die niederländische Regierung weiter. 1995 gründeten die Initiatoren der Charta in Den Haag eine Kommission, um einen ersten Entwurf für die Erd-Charta zu erarbeiten. Nach mehreren Textentwürfen und jahrelanger Arbeit konnte das Dokument schließlich im Jahr 2000 veröffentlicht werden. Wider Erwarten wurde über die Erd-Charta jedoch auch auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002 nicht diskutiert und abgestimmt. Seither versucht die Erd-Charta-Initiative (Earth Charter Initiative), das Dokument international bekannt zu machen und in einen weltweiten Dialog zu bringen.

Inhalt

Die Erd-Charta gliedert sich in eine Präambel, vier Kapitel und einen Abschlusstext mit dem Titel „Der Weg, der vor uns liegt“. Die vier Kapitel enthalten insgesamt 16 Artikel, die die Leitlinien der Erd-Charta formulieren:

I. Achtung vor dem Leben und Sorge für die Gemeinschaft des Lebens
1. Achtung haben vor der Erde und dem Leben in seiner ganzen Vielfalt.
2. In Verständnis, Mitgefühl und Liebe für die Gemeinschaft des Lebens sorgen.
3. Gerechte, partizipatorische, nachhaltige und friedliche demokratische Gesellschaften aufbauen.
4. Die Fülle und Schönheit der Erde für heutige und zukünftige Generationen sichern.
II. Ökologische Ganzheit
5. Die Ganzheit der Ökosysteme der Erde schützen und wiederherstellen, vor allem die biologische Vielfalt und die natürlichen Prozesse, die das Leben erhalten.
6. Schäden vermeiden, bevor sie entstehen, ist die beste Umweltschutzpolitik. Bei begrenztem Wissen gilt es, das Vorsorgeprinzip anzuwenden.
7. Produktion, Konsum und Reproduktion so gestalten, dass sie die Erneuerungskräfte der Erde, die Menschenrechte und das Gemeinwohl sichern.
8. Das Studium ökologischer Nachhaltigkeit vorantreiben und den offenen Austausch der erworbenen Erkenntnisse und deren weltweite Anwendung fördern.
III. Soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit
9. Armut beseitigen als ethisches, soziales und ökologisches Gebot.
10. Sicherstellen, dass wirtschaftliche Tätigkeiten und Einrichtungen auf allen Ebenen die gerechte und nachhaltige Entwicklung voranbringen.
11. Die Gleichberechtigung der Geschlechter als Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung bejahen und den universellen Zugang zu Bildung, Gesundheitswesen und Wirtschaftsmöglichkeiten gewährleisten.
12. Am Recht aller – ohne Ausnahme – auf eine natürliche und soziale Umwelt festhalten, welche Menschenwürde, körperliche Gesundheit und spirituelles Wohlergehen unterstützt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Rechten von indigenen Völkern und Minderheiten.
IV. Demokratie, Gewaltfreiheit und Frieden
13. Demokratische Einrichtungen auf allen Ebenen stärken, für Transparenz und Rechenschaftspflicht bei der Ausübung von Macht sorgen, einschließlich Mitbestimmung und rechtlichem Gehör.
14. In die formale Bildung und in das lebenslange Lernen das Wissen, die Werte und Fähigkeiten integrieren, die für eine nachhaltige Lebensweise nötig sind.
15. Alle Lebewesen rücksichtsvoll und mit Achtung behandeln.
16. Eine Kultur der Toleranz, der Gewaltlosigkeit und des Friedens fördern.

Reaktionen

Obwohl es bisher zu keiner offiziellen Ratifizierung der Charta durch die Vereinten Nationen kam, fand das Dokument weltweit breite Unterstützung. Zahlreiche religiöse Gruppierungen, Universitäten, staatliche und nicht staatliche Organisationen (NGOs) sowie Privatpersonen unterzeichneten die Charta.

Der katholische Theologe Leonardo Boff bezeichnet die Erd-Charta, zusammen mit der Enzyklika „Laudato si‘“, als die beste Ausformulierung der ökologischen Zielsetzungen und des daraus erwachsenen ökologischen Bewusstseins der Erde. Beide Dokumente basierten auf einem ganzheitlichen und umfassenden Ansatz, der sich aus den modernen Erkenntnissen zahlreicher Wissenschaftszweige speise. Boff sieht in der Charta ein Dokument, das in Zukunft – wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen – allen Völkern ein Leitfaden sein werde, um nachhaltig zu leben und ethisch zu handeln.

Literatur

  • Boff, Leonardo: Traum von einer neuen Erde – Bilanz eines theologischen Lebens, Zürich 2019.

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