Gemeinwohlökonomie für BürgerInnen (KBW Traunstein)

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Das Ka­tho­li­sche Kreis­bil­dungs­werk Traun­stein entwickelte das Projekt „Gemeinwohlökonomie für BürgerInnen“ und übertrug dabei erstmals das Modell einer nachhaltigen Entwicklung auf Privatpersonen. In enger Kooperation mit dem Büro für nachhaltige Regionalentwicklung erfolgt die Projektsteuerung und -koordination.

Das Projekt wurde von der KEB München und Freising als Innovatives Projekt im Bildungsfeld der Umweltbildung gefördert. <events Name="Gemeinwohlökonomie" keyword="Gemeinwohlökonomie"> Aktuelle Veranstaltungen zum Thema Gemeinwohlökonomie</events>


Hintergrund

Das Modell der Gemeinwohlökonomie

Die Gemeinwohlökonomie ist der Modellentwurf hin zu einer ethischeren Wirtschaftsordnung. Sie versteht sich als offener Prozess, in dem sich Institutionen, Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen mit einem nachhaltigen, ethisch und ressourcenorientierten Verhalten beschäftigen. Ziel ist es, den Fokus auf die Mehrung des Gemeinwohls anstatt auf die Mehrung des Kapitals zu setzen.

Für Unternehmen und Institutionen gibt es bereits ein Instrument, um eine ethischere Wirtschaft zu befördern, die „Gemeinwohl-Bilanz“. In ihr wird – ähnlich wie in einer Finanzbilanz – das Handeln eines Unternehmens mit Punkten bewertet.

Dieses Instrument wird das Katholische Kreisbildungswerk Traunstein parallel zu dem angestrebten Projekt mit sieben anderen Unternehmen und Institutionen bespielen. Dies ist dem KBW schon deshalb wichtig, damit es als Bildungseinrichtung mit christlichen Werten und Schöpfungsverantwortung glaubhaft wahrgenommen wird.

Das Engagement von Privatpersonen im Bereich der Gemeinwohlökonomie ist noch weitgehend unstrukturiert. Das Potenzial und Interesse von Privatpersonen an der Gemeinwohlökonomie ist jedoch sehr hoch. Dies wurde schon beim Vortrag von Christian Felber beim Festival der Utopie 2014 deutlich und nach seinem Vortrag im Mai 2016 haben wir es nun auch schriftlich: Dort bekundeten 70 Personen aus der Region schriftlich Interesse an einer aktiven Mitarbeit diesem Thema „Gemeinwohlökonomie“. Um dieses Potenzial auffangen zu können, wurde ein vielschichtiges Konzept mit mehreren Wegen entwickelt.

Die Enzyklika „Laudato si’“ als Impulsgeber

In der Enzyklika Laudato si spricht Papst Franziskus bereits die Notwendigkeit einer ökologischen Erziehung an. „vor allem muss die Menschheit sich ändern“ – nicht weniger als das fordert er. Dabei spricht er zur Bewahrung der Schöpfung besonders einen Wandel des Lebensstils an. Und bei der Aufgabe einer ökologischen Erziehung nimmt er darin neben den Familien explizit auch kirchliche Einrichtungen in die Pflicht.

Eine Gemeinwohlökonomie für BürgerInnen trifft also genau diesen Kern der Enzyklika. Durch ein Hinterfragen des eigenen Lebensstils und die Beschäftigung mit Themen der Ökologie wird ein Schritt in die richtige Richtung gmacht.

Auch die Begeisterungskraft in der Gesellschaft für eine sozialere und ökologische Alternative spricht für die Gemeinwohlökonomie. Im Landkreis Traunstein ist die Begeisterung groß, was an der Bereitschaft zur Mitarbeit deutlich wird.

Die Gemeinwohlökonomie gibt es erst seit wenigen Jahren, dennoch ist in dieser kurzen Zeit schon einiges passiert. Es sind bereits 19 Vereine, über 100 regionale Gruppen und mehr als 2 000 Unternehmen, in über 40 Staaten, die Gemeinwohlökonomie umsetzen oder fördern. Das Interesse an einer ökologischeren und sozialeren Alternative zu unserem derzeitigen Handeln ist sehr hoch.

Konzept

Das Katholische Kreisbildungswerk Traunstein entwickelte ein vielschichtiges Konzept, das sich in vier Teilbereiche gliedert:

Aktivgruppe

Die Aktivgruppe ist der Kern des Projekts. Diese Gruppe folgt einem völlig neuen Ansatz. Hier werden nicht mehr fertige Produkte durch unsere Kunden konsumiert. Stattdessen wird diese Gruppe unter Begleitung von Franz Galler selbstständig Bildungsangebote zu diesem Thema organisieren. Ob dies nun in Vorträgen, Lese- bzw. Diskussionsrunden, Mitmach-Aktionen, Tagungen oder auch ganz anderen Formen stattfindet, ist dabei noch völlig offen.

Es wird hier aktiv mit der Guppe an den jeweiligen Interessen gearbeitet. Um dennoch eine Kontinuität zu gewährleisten, gibt es regelmäßige Treffen, die von Franz Galler organisiert und moderiert werden.

Veranstaltungen, Mitmach-Aktionen und Vorträge

Das Projekt wird begleitet von verschiedensten Aktivitäten zur Gemeinwohlökonomie bei denen weitere Interessierte zur Aktivgruppe hinzustoßen können. So ist bereits ein Vortrag von Heini Staudinger, einem österreichischen Unternehmer und Pionier der Gemeinwohlökonomie im Mai geplant. Im Vorfeld dazu wird der in Österreich sehr erfolgreich laufende Kinofilm über Heini Staudinger mit dem Titel „Das Leben ist keine Generalprobe“ in Traunstein gezeigt. Hierbei kooperieren wir mit dem Stadtkino Trostberg.

Die Aktivitäten werden von der Aktivgruppe und dem Projektleiter gemeinsam organisiert und geplant.

Gemeinwohlökonomie-Bilanz für BürgerInnen

Eine Gemeinwohlbilanz für Unternehmen gibt es bereits. Ein umfassendes Instrument für Privatpersonen fehlt jedoch noch. Es bestehen schon erste Ansätze in verschiedenen Regionen, diese zu erarbeiten. Jedoch erfolgt dies bis jetzt eher unstrukturiert und theoretisch.

Gemeinsam mit der Aktivgruppe, den Vordenkern der Gemeinwohlökonomie-Bilanz für BürgerInnen und Spezialisten einzelner Bereiche der Nachhaltigkeit wird Franz Galler diese erstellen. In der ersten Projektphase seit Oktober 2016 wird ein grundlegendes Konzept zu einer umfassenden GWÖ-Bilanz für BürgerInnen erstellt. Diese wird dann auch – ähnlich wie die Unternehmensbilanz – soziale und ökologische Aspekte enthalten.

Wie bei dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks soll am Ende eine Bilanz möglich sein, bei der der Schwerpunkt nicht nur auf ökologischen Themen liegt, sondern auch soziale Verhaltensweisen eine Rolle spielen werden. Eine Herausforderung stellt dabei das Einordnen und Bewerten von sozialem Verhalten dar, ob und wie dies möglich ist, wird sich im Laufe des Projekts noch herausstellen. So wäre eine ganzheitliche Sicht auf die Person möglich, die sich dann auf der Basis konkreter wissenschaftlicher Einsicht reflektiert. Diese Reflexion erscheint uns wichtig auf einem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil.

Genau diese Rolle hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si´“ besonders kirchlichen Einrichtungen zugedacht, die Erziehung „zur Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt“ (S. 190) „Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle zu erfüllen.“ (S. 190)

In der zweiten Projektphase werden die einzelnen Bestandteile der Bilanz zu konkreten Lern- und Umsetzungsprozessen befüllt. Diese Phase werden verschiedenste Projektteams, bestehend aus Mitgliedern der Aktivgruppe und aus Experten, bestreiten. Zum Beispiel kann es dann ein Modul „Mobilität“ geben, bei dem anhand konkreter Verhaltensweisen Punkte vergeben werden.

Multiplikatorenkurs

Dieser Teil des Projekts ist das eigentliche Ziel, das nach der Projektzeit als Ergebnis Bestand haben soll. Nur die konzeptionelle Entwicklung dieses Kurses ist Teil des Projekts, die Umsetzung erfolgt bereits außerhalb des Projekts.

Der Multiplikatorenkurs (außerhalb des Projekts) bildet ReferentInnen aus. Diese ReferentInnen bieten anschließend in ihren Regionen Kurse für Personen an, die eine GWÖ-Bilanz für BürgerInnen erstellen wollen. Der Multiplikatorenkurs wird zeitlich und fachlich kompakt und intensiv sein. Er wird voraussichtlich Gemeinwohlökonomie-Interessierte aus dem ganzen deutschsprachigen Raum anziehen.

Projektziele

Kognitive Ziele

Besonders die „Gemeinwohl-Bilanz für BürgerInnen“ soll ein Instrument darstellen, das dazu geeignet ist, sich selbst, den eigenen persönlichen Lebensstil und das Verhältnis zu anderen Personen und allgemein zur Gesellschaft zu hinterfragen.

In dem Gemeinwohl-Bilanz-Prozess wird die Reflexion einzeln und in der Gruppe erfolgen und einen besonderen Stellenwert einnehmen. Das intensive Nachdenken, unterteilt in verschiedenste Lebensbereiche, wie Mobilität, Ernährung, Wohnen, eigenes soziales Verhalten u.v.a.m., wird einen großen Teil des Kurses einnehmen.

Affektive Ziele

Ein weiterer Teil des Prozesses, hin zu einer „Gemeinwohl-Bilanz für BürgerInnen“ wird bestimmt durch praktische Tätigkeiten und das persönliche Erfahren „anderer“ Lebensstile.

Durch die persönliche Erfahrung kann ein anderer Zugang zum Gehörten erlebt werden. Eine Möglichkeit wäre z. B. ein Ausflug zum Ökodorf „Sieben Linden“, wo speziell in einem Siedlungsverbund bereits ausprobiert wird, einen möglichst kleinen menschlichen „Fußabdruck“ zu hinterlassen. Dadurch kann konkreter und plastischer vor Augen geführt werden, wo z. B. die Hürden für ein ökologischeres und sozialeres Leben in der Praxis liegen.

Auch das Wirken in der Gruppe hat einen besonderen affektiven Wert. Gemeinsam erzielte Erfolge, wie eine erfolgreiche Veranstaltung oder das Weiterkommen in einzelnen Punkten der Gemeinwohl-Bilanz wird von den Beteiligten emotional erlebt.

Pragmatische Ziele

Die TeilnehmerInnen der Aktivgruppe erlangen dadurch einen tiefen Einblick in die theoretischen und praktischen Abläufe, die zu einer Bewahrung der Schöpfung und dem „guten“ Umgang mit dem Nächsten führen. Durch die Multiplikatorenausbildung können sie dann selbst ihr Wissen und ihre Erkenntnisse in einzelnen Modulen an andere Interessierte vermitteln.

Die TeilnehmerInnen des Multiplikatorenkurses werden befähigt, anschließend selbst Kurse bzw. Ausbildungen für Privatpersonen anzubieten, die eine Gemeinwohlbilanz für Privatpersonen erstellen möchten.

Kompetenz-Ziele

Strategisches, inhaltliches und strukturelles Ziel ist es, den Campus St. Michael zu dem Nachhaltigkeitsstandort in Südostbayern zu machen. Die Gemeinwohlökonomie als ein Pfeiler dieses Ziels soll einen Schwerpunkt an diesem Standort erhalten.

Ein inhaltliches Ziel ist dabei die umfängliche Entwicklung eines Multiplikatorenkurses, um so zum überregionalen Standort für Gemeinwohlökonomie zu werden. Das KBW Traunstein soll also zu einem Zentrum der Gemeinwohlökonomie werden.

Zielgruppen

Eine Zielgruppe sind die Aktivgruppen-TeilnehmerInnen, die überwiegend aus dem sozialökologischen Milieu stammen und sich ohnehin bereits intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Diese sind an der Mitarbeit und dem Prozess der Bilanzentstehung interessiert, verfügen aber nur vereinzelt die zeitlichen Ressourcen für den anschließenden Multiplikatorenkurs.

Eine weitere Zielgruppe sind Personen, die – anschließend an das Projekt – den Multiplikatorenkurs besuchen. Diese Personen, die im gesamten deutschsprachigen Raum angesiedelt sind, sind gut vernetzt und innerhalb der Gemeinwohlökonomie sehr aktiv. In Milieus ausgedrückt, sind sie überwiegend im sozialökologischen Milieu beheimatet.

Innovation

  • Erstmals wir die Gemeinwohlökonomie von einem kirchlichen Träger aufgegriffen.
  • Premiere ist auch, dass eine katholische Einrichtung den Prozess der Gemeinwohlökonomie-Bilanz durchlebt.
  • Erstmals existiert überhaupt ein Angebot bzw. auch Konzept, wie man privates Interesse an der Gemeinwohlökonomie auffängt.
  • Den TeilnehmerInnen der Aktivgruppe wird kein fertiges Konzept vorgelegt, sondern verschiedene Wege eröffnet, die sie je nach Interesse und Ressourcen verfolgen können.
  • Aus den TeilnehmerInnen soll eine aktive Gruppe entstehen, die das Thema langfristig verfolgt.
  • Ein bestehende Interessenlage wird aufgegriffen, die gleichzeitig christliche Werte thematisiert und verinnerlicht.

Kooperationen

  • Büro für nachhaltige Regionalentwicklung
  • Abteilung Umwelt des Ordinariats
  • Wirtschaftsförderung des Landkreises Traunstein
  • Gemeinwohlverein Bayern, Salzburg und Wien
  • Studienseminar St. Michael
  • Diözesanrat der Katholiken
  • Katholische Arbeitnehmerbewegung
  • Malteser Traunstein
  • Kino Trostberg

Kontakt

Ka­tho­li­sches Kreis­bil­dungs­werk Traun­stein e.V.
Hans Glück

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