Medienaffine Spiritualität
Medienaffine Spiritualität <events keyword="+Medienaffine Spiritualität">Veranstaltungen zum Thema Medienaffine Spiritualität</events> bezeichnet die prinzipielle Offenheit, in religiösen Vollzügen unmittelbar oder unterstützend Medien zu nutzen. Der Begriff beschreibt eine Einstellung und Bereitschaft, aus einer christlichen Haltung heraus, sich mit und in Medien zu engagieren. Diese Haltung trägt der Tatsache Rechnung, dass der christliche Glaube in einer Welt gelebt wird, die zunehmend medialisiert bzw. digitalisiert ist.
Medienaffine Spiritualität unterstützt eine Spiritualität des Alltags. Sie zu leben bedeutet, die Gegebenheiten und Möglichkeiten einer weitgehend medial bestimmten Welt aufzugreifen und sie für die persönliche Frömmigkeit, sowie im pastoralen Einsatz kirchlicher Akteure fruchtbar zu machen. Dazu bieten zahlreiche Apps, Blogs, Websites und vor allem die sozialen Online-Netzwerke gut geeignete Plattformen und nahezu unbeschränkt zugängliche Kanäle für die Glaubens- und Seelsorgekommunikation.
Medienpädagogische Aspekte
Inhalte von Medien sind längst nicht mehr ausschließlich Produkte gut ausgebildeter Journalisten und Medienmacher. Vor allem in den sozialen Netzwerken sind Medien-User heute in den meisten Fällen immer zugleich Medien-Producer. Aus Procucern und Consumern werden „Prosumer“. Unüberschaubare Datenmengen, „Big Data“ sind die Folge. Diese Unübersichtlichkeit und Vielfalt birgt Risiken und erfordert Orientierung. Bei der Entwicklung einer medienaffinen Spiritualität sind deshalb einige medienbezogene Fähigkeiten sehr bedeutsam. Neben das sachliche Wissen um die Handhabung der Geräte und die Kenntnis der Formate sollten ästhetische, soziale, kritische und ethische Kompetenzen treten.
Theologische Verortung
Der christliche Glaube beruht auf Fundamenten, die seit jeher „medial vermittelt“ wurden. Gott offenbart sich den Menschen in vielfältigen Zeichen und spricht durch auserwählte Zeugen. Im Wesentlichen bleibt er für uns Menschen jedoch unbegreiflich und unfassbar. Aber durch alle Zeiten hindurch haben Menschen versucht, sich Gott und seiner Wahrheit in Bildern zu nähern. Das „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ ist Jesus Christus. In einzigartiger und nicht überbietbarer Weise teilt Gott sich in Jesus selbst mit. Der irdische Jesus begründet in seinen Worten und Taten Handlungen, die bis heute, vollzogen durch autorisierte Vertreter der Kirche, Gottes Nähe und Liebe zeichenhaft im Leben der Menschen erfahrbar werden lassen; die Sakramente. Die Bibel schließlich, könnte man als das Massenmedium schlechthin bezeichnen, mit dem Gottes Wort in mittlerweile 648 Sprachen Menschen weltweit in die Hand gegeben ist.
So gesehen, ist das Christentum tatsächlich „eine einzige Medienkette“. Eine Kette, die nicht geschlossen ist. Denn unsere Zeit braucht und hat neue Medien, um den Glauben zu kommunizieren. Um dies zeitgemäß tun zu können, sollten Christen als Privatpersonen, aber vor allem auch Seelsorgerinnen und Seelsorger in ihren pastoralen Kontexten eine medienaffine Spiritualität ausprägen.
Referenten und Kompetenzträger
Josef Strauß
Erzbischöfliches Ordinariat München, Ressort Bildung
Weitere Informationen
Weitere Informationen erhalten Sie bei der MuK Medien und Kommunikation Fachstelle der Erzdiözese München und Freising.
Literatur
- Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit. Impulse der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz zu den Herausforderungen der Digitalisierung, Arbeitshilfen, H. 288, S. 7-9.
- Ders.: Virtualität und Inszenierung. Unterwegs in der digitalen Mediengesellschaft – ein medienethisches Impulspapier, (Die deutschen Bischöfe – Publizistische Kommission; 35) S. 57.
- Ebd. S. 63f.
- Strauß, Josef: Medienaffine Spiritualität. In der Seelsorge mit Medienarbeiten, muk-publikationen 67, München 2017 (http://m-u-k.de.dedi1822.your-server.de/cms/index.php/publikationen).
- Kol 1,15.
- Müller, Klaus: Von der Religion in den Medien zur Medienreligion, in: Fürst, Gebhard (Hg.): Katholisches Medienhandbuch. Fakten – Praxis – Perspektiven, Kevelaer 2013, S. 50.
- https://www.die-bibel.de/spenden/weltbibelhilfe/zahlen-und-fakten/ (18.07.2017).
- Simonis, Linda (Hg.): Medien und Religion: Ansätze zu einem interdisziplinären Forschungsprogramm, Bielefeld 2019.