Pilgern im Judentum

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Die Klagemauer in Jerusalem

Im Judentum wie auch in vielen anderen Religionen ist das Pilgern<events keyword="Pilgern im Judentum">Veranstaltungen zum Thema „Pilgern im Judentum“</events> zu heiligen Stätten ein Teil der religiösen Praxis. Als Hauptpilgerziel galt lange Zeit der Tempel von Jerusalem, seit dessen Zerstörung im Jahr 70. n. Chr. ist es die Klagemauer. Doch auch im Judentum gibt es darüber hinaus noch eine Vielzahl weiterer Wallfahrtsorte. Informationen zur Pilgerpraxis zur Zeit des Alten Testaments finden sich im Artikel über das Pilgern in der Bibel. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der jüdischen Pilgerpraxis in der nachbiblischen Zeit.

Pilgerpraxis

In den Jahrhunderten nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Römer gab es vereinzelte Jerusalempilger, eine durch Vorschriften geregelte und normierte Wallfahrtspraxis existierte jedoch anfangs nicht. Erst im Laufe der Zeit konnte sich eine kontinuierliche Pilgerpraxis mit Jerusalem als Wallfahrtsziel entwickeln, die geprägt war von feststehenden Riten und Gebeten. Zu den Pilgerfesten in Jerusalem wurden Prozessionen um den Tempelberg herum abgehalten und währenddessen Litaneien rezitiert. In diesen Vollzügen kann möglicherweise eine Fortsetzung des einstigen Tempelkults gesehen werden.

Die Patriarchengräber in Hebron

Ab dem Mittelalter wandelten sich die Pilgerfahrt und die dazugehörigen Riten und Gebete immer mehr in Formen der Trauer über die Zerstörung des Tempels. Diese Haltung fand Ausdruck in einer eschatologischen Charakterisierung des Pilgerns, die vor allem in der Spannung zwischen der endzeitlichen Erlösung und dem gegenwärtigen Leben im Exil, das die meisten jüdischen Pilger lebten, deutlich wurde. Im späteren Mittelalter verbreitete sich die Verehrung der Gräber von Heiligen und biblischen Gestalten, die sich neben Jerusalem als weitere Wallfahrtsorte herausbilden konnten. Diese Praxis geht jedoch vermutlich auf ältere Traditionen zurück und stellt keine völlig neue Entwicklung dar. Bis zum 15. Jahrhundert hatte diese Pilgerpraxis dann den Prozess einer weitgehenden Ritualisierung und Institutionalisierung durchlaufen und war nun ein öffentlicher Gräberkult mit dazugehörigen Wallfahrten. So etablierten sich verschiedene Pilgerrouten und Wallfahrtszeiten, in denen zu den jeweiligen Festzeiten bestimmte Pilgerorte besucht wurden. Manche dieser Wallfahrtsorte sind sowohl Pilgerstätten des Judentums als auch des Islam. Eine besondere Stellung unter den verschiedenen Pilgerorten nahm ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Grab Rahels bei Betlehem ein, da sich ihr Grab zu einem Symbol der nationalen jüdischen Identität entwickelte.

Wallfahrtsorte

Zu den Wallfahrtsorten des Judentums zählen neben der Klagemauer in Jerusalem:

Die Gräber von Mordechai und Ester in Hamadan
  • Das Davidsgrab in Jerusalem
  • Die Patriarchengräber von Machpela in Hebron
  • Das Grab Ezechiels in Al Kifl (ca. 130 km südlich von Bagdad)
  • Rahels Grab bei Betlehem
  • Die Gräber von Mordechai und Ester in Hamadan im Westen Irans
  • Die Grabstätte von Rabbi Meir Ba'al HaNes in Tiberias
  • Das Grab des Schimon ben Jochai in Meron

Literatur

  • Böhl, Felix: Art. „Wallfahrt/Wallfahrtswesen IV: Judentum“, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 35, Berlin 2003, S. 421–423.
  • Coleman, Simon: Pilgrimage. Past and Present. Sacred Travel and Sacred Space in the World Religions, London 1995.
  • Gitlitz, David M.: Pilgrimage and the Jews, Westport 2006.
  • Klaes, Norbert: Art. „Wallfahrt I: Religionswissenschaftlich“, in: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), Bd. 10, Freiburg i. Br. 2001, S. 961f.

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