Zweites Vatikanisches Konzil
Das II. Vatikanische Konzil – das größte Kirchenereignis des 20. Jahrhunderts – war geprägt von tiefer Glaubenszuversicht und der Hoffnung auf eine Kirche, die Antworten findet auf die Fragen der Menschen im Jetzt und Heute.
Getragen vom Aufbruch und der Sehnsucht der Gläubigen, berieten die Konzilsväter, wie Kirche sich aufstellen muss, um ihrem Sendungsauftrag gerecht zu werden. Das Wesen von Kirche und ihre Sendung, der Auftrag Christi, rückten neu in den Blick.
Es war eine dynamische Bewegung in die Zukunft und zugleich eine Rückbesinnung auf die Ursprünge des christlichen Glaubens.
Die zentralen Dokumente, die im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils entstanden, sind die vier Konstitutionen. Auf der Grundlage ihrer Inhalte veränderte sich die Kirche weitreichend. Darüber hinaus wurden eine ganze Reihe an Dekreten und Erklärungen verabschiedet, die sich auf einzelne Themen beziehen.
Die Würzburger Synode wurde nach Beendigung des Konzils von der Deutschen Bischofskonferenz einberufen, um daran zu arbeiten, wie die Konzilsbeschlüsse in Deutschland konkret umgesetzt werden. <events keyword="Vatikanisches Konzil II. Vatikanum">Veranstaltungen zum II. Vatikanum</events>
Einberufung durch Papst Johannes XXIII.
Mit der Apostolischen Konstitution „Humanae Salutis“ berief Papst Johannes XXIII. am 25. Dezember 1961 offiziell das Konzil ein. Eröffnet wurde das Konzil dann am 11. Oktober 1962 – dem Hochfest der Gottesmutter Maria, das heute am 1. Januar gefeiert wird.
Papst Johannes XXIII. wurde zunächt als „Papst des Übergangs“ betrachtet und stieß doch nachhaltige Veränderungen in der Katholischen Kirche an. So kündigte er bereits wenige Monate nach seiner Wahl die Einberufung eines ökumenischen Konzils an und trieb die Vorbereitungen dafür zielstrebig voran. Schon bald nahm die erste Vorbereitungskommission ihre Arbeit auf, weitere Kommissionen und Sekretariate folgten.
Ablauf des Konzils
Das Zweite Vatikanische Konzil gliederte sich in vier Sessionen, die jeweils zwei bis drei Monate dauerten. Die Kurie und die Vorbereitungskommissionen erarbeiteten in der Vorbereitungszeit des Konzils insgesamt 72 Textentwürfe (Schemata), die im Verlauf des Konzils dann diskutiert, verändert und zum Teil auch wieder verworfen wurden.
1. Session: 11. Oktober bis 7. Dezember 1962
2.540 Konzilsmitglieder zogen zur Eröffnung feierlich in den Petersdom ein. Nachdem die Heilige Eucharistie gefeiert wurde, schloss sich eine feierliche Eröffnung und Begrüßung an. Anschließend begannen die Konzilsväter mit der Diskussion der Schemata.
Schnell wurden die Schwierigkeiten innerhalb des Verfahrens deutlich: Nach einem Monat waren erst drei von acht Kapiteln der ersten der 72 Textvorlagen in einer Lesung beraten. Um den Prozess zu beschleunigen, griff Papst Johannes XXIII. daraufhin in unterschiedlicher Art und Weise in das Verfahren ein.
Die erste Session brachte trotz aller Bemühungen keine schriftlichen Ergebnisse hervor. Es konnte jedoch das Zusammenwirken von Primat und Episkopat als das greifbarste und vielleicht wichtigste innerkirchliche Ergebnis festgestellt werden. Zudem begegneten sich die Konzilsväter in vielen intensiven Gesprächen, sodass eine spürbare gegenseitige Annäherung stattfinden konnte.
2. Session: 29. September bis 4. Dezember 1963
Der am 21. Juni 1963 neu gewählte Papst Paul VI. führte das Konzil fort, nachdem sein Vorgänger Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 verstorben war.
In dieser Session waren erstmals zwölf Laien als Auditoren anwesend. Die Einsetzung von vier Moderatoren vereinfachte und beschleunigte die Beratungen des Konzils. Diese Aufgabe übernahmen die vier Kardinäle Julius Döpfner (Deutschland), Giacomo Lercaro (Italien), Léon-Joseph Suenens (Belgien) und Grégoire-Pierre Agagianian (Georgien). Diese neu eingeführte Arbeitsweise führte zu viel klareren Mehrheitsverhältnissen bei Abstimmungen und letztendlich zu konkreteren Ergebnissen.
Zum Abschluss der zweiten Session wurden zwei Dokumente verabschiedet:
- Konstitution über die heilige Liturgie (Sacrosanctum concilium)
- Dekret über die sozialen Kommunikationsmittel (Inter mirifica)
Gleichzeitig kündigte Papst Paul VI. überraschend eine Pilgerreise ins Heilige Land an, die ihn im Jahr 1964 nach Jordanien und Israel führte.
3. Session: 14. September bis 21. November 1964
Zur Eröffnung der dritten Session feierte der Papst eine Heilige Messe. Dabei konzelebrierten 24 Konzilsväter, was als ausdrucksvolle Darstellung des einen Priestertums Christi empfunden wurde. Zudem war es Ausdruck der bischöflichen und priesterlichen Kollegialität.
Bei der 3. Session nahmen erstmals auch weibliche Auditoren, mehrheitlich Ordens-Oberinnen, teil. Themen waren vor allem das Verhältnis der Katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, die religiöse Freiheit, die Rolle der Kirche in der Welt heute sowie die Missionstätigkeit der Kirche.
Folgende Schriften waren das Ergebnis dieser Session:
- Dogmatische Konstitution über die Kirche (Lumen gentium)
- Dekret über den Ökumenismus (Unitatis redintegratio)
- Dekret über die katholischen Ostkirchen (Orientalium ecclesiarum)
4. Session: 15. September bis 8. Dezember 1965
Am 4. Oktober 1965, während der vierten Session, reiste Papst Paul VI., im Namen der Konzilsväter nach New York, um vor den Vereinten Nationen eindringlich für den Frieden in der Welt zu werben.
Am 18. Oktober referierte mit dem Franzosen Raoul Follereau erstmals ein Laie vor den Konzilsvätern. Der als Apostel der Aussätzigen bekannte Franzose Raoul Follereau äußerte sich zum Schema 13, das die Rolle der Kirche in der „heutigen“ Welt behandelt und über die am 16. Dezember endgültig abgestimmt wurde.
Während dieser Session eröffnete Paul VI. den Seligsprechungsprozess seiner Vorgänger Pius XII. und Johannes XXIII. Zudem sprach er den maronitischen Mönch Antonius aus dem Libanon selig, was als ökumenisch bedeutsames Zeichen gewertet wurde.
Mit der Veröffentlichung der letzten Dokumente erklärte Papst Paul VI., dass das Zweite Vatikanische Konzil eine Botschaft des Vertrauens an die Welt sei. Den Höhepunkt bildete eine Erklärung, die zeitgleich von Papst Paul VI. und Athenagoras I., dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, verlesen wurde. Dieses Dekret hob die vor 900 Jahren gegenseitig ausgesprochene Exkommunikation zwischen Rom und Konstantinopel auf.
Am 8. Dezember 1965 endete das Konzil mit der Feier der Heiligen Eucharistie im Petersdom.
Folgende Dokumente wurden am Ende der vierten Session des Zweiten Vatikanischen Konzils verkündet:
- Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute (Gaudium et spes)
- Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung (Dei verbum)
- Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe (Christus dominus)
- Dekret über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens (Perfectae caritatis)
- Dekret über die Ausbildung der Priester (Optatam totius)
- Dekret über das Laienapostolat (Apostolicam actuositatem)
- Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche (Ad gentes)
- Dekret über Dienst und Leben der Priester (Presbyterorum ordinis)
- Erklärung über die christliche Erziehung (Gravissimum educationis)
- Erklärung über die Religionsfreiheit (Dignitatis humanae)
- Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (Nostra aetate)
Projekte zum Zweiten Vatikanischen Konzil
Wanderausstellung „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“
Bei dem Projekt „II. Vatikanisches Konzil“ handelt es sich um eine Wanderausstellung, die gemeinsam von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Regensburg, der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Bayern und dem Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising konzipiert und realisiert wurde. Die Ausstellung besteht aus 15 Tafeln, auf denen fünf Theologinnen und Theologen, die alle nach dem Konzil geboren sind und sich aus ihrer Erfahrung mit Kirche als Kinder des Konzils verstehen, diesen Hoffnungsansatz in der kirchlichen Entwicklung würdigen.
Die Ausstellung schwelgt nicht in historischen Erinnerungen, sondern will die Glaubenszuversicht des Konzils für heute fruchtbar machen. Der pastorale Ansatz, der Blick auf den Menschen und die Öffnung zur Welt sind wichtige theologische Grundlagen für kirchliches Handeln heute. Die Bibel als Urkunde des Glaubens, die Gemeinschaft der Gläubigen als Volk Gottes unterwegs, das Bemühen um Einheit der Christen untereinander, die Wertschätzung anderer Religionen und die Anerkennung der Menschenrechte wurden wieder- bzw. neu entdeckt. Die Reform der Liturgie war eine erste konkrete Umsetzung dieser aktualisierten Sicht. Viele weitere Umsetzungschritte sollen noch folgen.
Die Wanderausstellung bietet einen Überblick über die theologischen Errungenschaften des Konzils, zeigt dessen Früchte und die seither geschehenen Umsetzungen auf und benennt die Herausforderungen für heute. Zitate aus den Konzilsdokumenten werden zu kirchlichen und sozialpolitischen Handlungsfeldern in Bezug gesetzt und um spirituelle Anmerkungen und Handlungsimpulse ergänzt.
Bildung zum Hören
Hier finden Sie einen Hörbeitrag zum II. Vatikanum von Prof. Dr. Werbick:
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Literatur
- Karl, Rahner; Herbert Vorgrimler: Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2008, 35. Aufl.
- Joseph, Ratzinger: Das Zweite Vatikanische Konzil. Lexikon für Theologie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2014.
- Rudolf, Ammann: Als ob es heute wäre. Von der ungebrochenen Aktualität des Zweiten Vatikanischen Konzils, Echter Verlag, Würzburg 2017.
- Hermann Josef, Sieben: Kleines Lexikon zur Geschichte der Konzilsidee, Uni-Taschenbücher (UTB), Stuttgart 2017.
- Peter, Hünermann: Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2009.
- Massimo, Faggioli: Sacrosanctum Concilium - der Schlüssel zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2015.
- Franz-Xaver, Kaufmann: Freude und Hoffnung. Die Kirche in der Welt von heute und die Aktualität des Konzils, Matthias-Grünewald Verlag, Mainz 2017.
- Knut, Wenzel: Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine Einführung, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2014.
- Hans, Küng: Konzil und Ökumene, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2015.
- Dirk, Ansorge: Das Zweite Vatikanische Konzil. Impulse und Perspektiven, Aschendorff Verlag, Münster 2013.
- Johannes, Schelhas: Das Zweite Vatikanische Konzil heute. Geschichte - Themen - Ertrag, Pustet Verlag, Regensburg 2014.
- Christoph, Böttigheimer: Zweites Vatikanisches Konzil. Programmatik - Rezeption - Vision, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2014.
- Peter, Hünermann: Das Zweite Vatikanische Konzil und die Zeichen der Zeit heute. Anstöße zur weiteren Rezeption, Herder Verlag, Freibug i. Br. 2006.
- Philipp, Thull. Ermutigung zum Aufbruch. Eine kritische Bilanz des Zweiten Vatikanischen Konzils, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013.
- Martin, Leitgöb: Dem Konzil begegnen, topos taschenbücher, Kevelaer 2012.
- Luigi, Bettazzi: Das Zweite Vatikanum. Neustart der Kirche aus den Wurzeln des Glaubens, Echter Verlag, Würzburg 2012.